Wasserspiele auf der Augsburger Stadtmeisterschaft 2006

RubinDie späte Ankündigung, kurz vor den Sommerferien hat verhindert, dass der Teilnehmerrekord des letzten Jahres „nur“ wiederholt und nicht gebrochen wurde. An einem herrlichen Spätsommertag waren sich die meisten der über 100 Teilnehmer allerdings einig, dass die grandiose Veranstaltung des letzten Jahres noch einmal getopt wurde.

Erstklassige Boulder

59 Teilnehmer waren unter 18 Jahre alt. Etliche starke Delegationen aus verschiedenen süd- und mitteldeutschen Städten warteten insbesondere in der Kinder- und Jugendklasse auf. Die jugendlichen Kaderkletterer freilich waren schon am Vortag bei den bayerischen Meisterschaften im Vorstieg des KVB (Kletterfachverband Bayern) gestartet. Die Teilnahme der jugendlichen „Profis“ war nicht zulässig, womit dem Nachwuchs auf Regionalebene eine Chance gegeben wurde.

RubinDas Organisationsteam um Ferdl Triller und Oliver Bader hatte sich extrem ins Zeug gelegt um erstklassige Boulder- und Aufgabenstationen, unterfüttert von der typisch lockeren Atmospäre der Augsburger Stadtmeisterschaft zu bieten. 69 Probleme plus zwei Routen warteten auf ihre Bezwinger. Da sich in der Herrenklasse einige Größen der Kletterscene angekündigt hatten, checkten 12 Probleme der Quali mit Schwierigkeiten von über 6b (fb) ein.

Spannende Qualifikationsrunde

Beinahe wäre es zum Eklat gekommen, nachdem sich besagte Herren aus taktischen Gründen bis in den frühen Nachmittag hinein an den 12 Knallern abgearbeitet hatten und angesichts schwindender Kräfte mit argen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Galt es doch innerhalb von nur einer Stunde mehrere dutzend weitere Plastikkunstwerke niederzuringen, die man, wie sich herausstellte, auch nicht geschenkt bekam.

Sebastian „Krümel“ Hartung, einer der Favorit für das Finale meinte verzweifelt: „Ich kann die Scheißleisten nicht mehr halten“. Die letzten Minuten erinnerten in ihrer Hektik an den Schluss-Sprint beim Radrennen. Etliche der Breitschultrigen waren zu beobachten, wie sie an den Spaßstationen unter hohem Zeitdruck versuchten, Papierflieger auf Punktlandung zu trimmen, Chalkbälle in Magnesiabeutel einzuputen oder sich im Hochgeschwindigkeitssackhüpfen zu bewähren.

Finale der Kinder

RubinOberstratege Bruno Vacka konnte sich bei den Herren mit der besten Punktzahl qualifizieren. So liefen überwiegend diejenigen ins Finale ein, die es auch verdient hatten. Dort wartete eine ellenlange „First-go-Traverse“ auf die Aspiranten. First-Go deshalb, weil auf Grund der Länge der erste Versuch der entscheidende war. Die Traverse wurde bei jeder Klasse an die neuen Bedingungen angepasst, spricht ausgedünnt. Eine Praxis, die sich bewährt hat, da so viel Umbauzeit eingespart werden kann.

Bei den Mädels siegte Helene Bezold aus Erlangen mit einer grandiosen Vorstellung vor ihrer Kletterkollegin Lili Färber (Erlangen) und Katia Ludwig aus Augsburg. Bei den Jungs sorgte das Ausnahmetalent Alexander Averdunk (Platz 1) der mit einem gebrochenen Daumen antrat, zusammen mit seinem Teamkollegen Sebastian Balz (Platz 2), der vom Zielgriff innerhalb der üblichen 3 Sekunden abtropfte, für einen Doppelsieg des Teams von München-Oberland. Auf Platz drei folgte Moritz Hanika aus Baiersdorf.

Finale der Jugendlichen

RubinBei der weiblichen Jugend waren Mädels aus dem Raum Ulm sehr stark vertreten. Den ersten Platz erkämpfte sich Henriette Weiss (Ulm) mit einer beeindruckenden Topbegehung. Den zweiten Platz sicherte sich Janine Heppenheimer aus Peissenberg. Platz drei konnte sich Jana Möhrer (Neu-Ulm) erklettern. Die männliche Jugend wurde klar von Julian Mayer (Inzell), der schon über einiges an Wettkampferfahrung verfügt, dominiert.

Tobias Hanika aus Baiersdorf konnte sich auf Rang 2 platzieren, vor Max Göggelmann aus Neu-Ulm. Die Siegerehrung der Kindern und Jugendlichen erfolgte noch vor dem Erwachsenenfinale, da einigen Teams (alleine 15 Teilnehmer aus Thüringen) noch ein weiter Rückweg bevorstand.

Was hat Rafting mit Klettern zu tun?

RubinNachdem die erwachsenen Finalisten in der Isolation verschwunden waren, zeigte sich, dass an dem Gerücht, das Finale könnte wieder feuchtfröhlich enden, doch etwas dran war. Das Organisationsteam zerrte Ferdls fettes 8-Mann-Raftingschlauchboot unter die Traverse. Olli Baader hatte aus der Gartenschlauchmisere vom letzten Jahr gelernt. Er verlegte von der Halle aus einen mittleren Feuerwehrschlauch zum Boot. Ruckzuck war das Boot zur Freude des Publikums randvoll mit eiskaltem Wasser gefüllt. Jetzt war Deep Water Soloing angesagt.

Das Boot wurde so platziert, daß sich Aspiranten für eine Topbegehung zwangsläufig mit dem Gedanken an ein Komplettbad anfreunden mussten. Die Ereignisse an der Finalwand sprachen sich natürlich blitzschnell bis in die Isolation herum, weshalb die Finalteilnehmer noch dort mögliche Rachevorhaben en Detail ausarbeiteten. Dabei wurden auch wüsteste Verwünschungen auf die Organisatoren ausgestoßen, deren Inhalt wiederum auf Umwegen an das Ohr von Ferdl Triller drang. Der entledigte sich daraufhin aus taktischen Gründen umgehend seines Handys, Geldbeutels, T-Shirts, seiner Schuhe etc.

Erwachsenenfinale

Im Finale der Damen überzeugte Aisana Achajew und wurde Augsburger Stadtmeisterin. Dahinter ihre Regensburger Kollegin Alexandra Peter (Platz 2) und Birgit Gerlinger aus Augsburg auf Platz 3. Allen 6 Finalteilnehmerinnen gelang es den Weg ins Boot zu umgehen, indem sie sich deutlich vor dem Top differenzierten. Anders sah es bei den Herren aus. Krümel gelang es als drittem Starter mit einem fulminanten Go durch die jetzt griffarme Traverse den Top zu entern. Am Topgriff einmal angelangt, konnte er seinem Schicksal nicht mehr entrinnen, da das Boot einfach zu breit war, um darüber hinwegzuspringen. Mit einer Paradear…bombe eröffnete er die Augsburger Wasserspiele.

RubinDamit hatte er sich den Titel des Augsburger Stadtmeisters ehrlich verdient. Ihm folgte auf ähnliche Weise Simon Finkl (Platz 2) der kurz vor dem Top ins kühle Nass einpendelte. Arthur Korte (Platz 3) rutschte etwas unglücklich vom Griff und schlug auf der Bordwand auf, womit Ferdl zum Zug kam. Strategisch geschickt hatte er sich fürs Finale selbst als Spotter eingeteilt und sorgte dafür, dass Arthur noch im selben Atemzug der Länge nach ins Boot tauchte. Unter Protest brach Arthur einen zweiten Versuch aus Fairnessgründen gegenüber den noch startenden Finalkollegen ab. Die tropfnassen Griffe wären sonst nicht mehr zu halten gewesen.

Superfinale im Wildwasserstil

Als der letzte Finalteilnehmer dem kühlen Nass entstieg, ging alles blitzschnell. Ein halbes Dutzend zu allem Entschlossene hatte sich von hinten an Ferdl herangepirscht und versenkte diesen in den Fluten. Dann krallten sie sich den flüchtenden Olli. Der wehrte sich mit Händen und Füssen, hatte jedoch angesichts der wütenden Übermacht letztendlich keine Chance und musste sich zu Ferdl ins Boot gesellen. Bei vielen Zuschauern blieb angesichts der gebotenen Showeinlagen kein Auge trocken. Die abschließende traditionsgemäße Wasserspritzerei erinnerte an die letztjährige Augsburger Stadtmeisterschaft. Damals war man sich sicher, daß die Veranstaltung nicht mehr zu topen sei. Wie man sich täuschen kann!

Vielen Dank an die Sponsoren, die die Veranstaltung erst möglich gemacht haben:
Black Diamond, Five Ten, Prana, dein Klettershop, Bergbader und C4 Kletterschule.

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Download:
Ergebnisse der Augsburger Meisterschaft 2006 (PDF)

QuelleText: Nils Schützenberger, Fotos: Ferdl Triller