Zwei Wiederholungen von "Des Kaisers neue Kleider" (8b+)

Dem jungen Tiroler Guido Unterwurzacher, welcher letztes Jahr knapp scheiterte, sollte heuer nach Hari Berger (2004) und Much Mayr (2007) die dritte Wiederholung gelingen. Acht Tage später erkämpfte sich der junge Tscheche Ondra Benes, eine weitere Begehung dieses Kletterhighlights.

Fotostrecke: Zwei Wiederholungen von Des Kaisers neue Kleider (8b+)

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Fotos: © Ondrej Smrz

17. August 2009

"Manchmal gibts so Tage, da überrascht man sich selber, die gibts zwar nicht so oft, aber es gibt sie, zum Glück!"

Erwartungen am Tag der Begehung hatte ich zwar schon, aber nur in Sachen Scheitern. Allein der Gedanke an einen möglichen Durchstieg, schien mir so unrealistisch, dass ich beinahe den Entschluss getroffen hätte den Tag doch lieber am See zu verbringen. Muskulär total ausgepowert von der Kletterwandmontage in Innsbruck, starteten mein Freund Ondra Benes und ich zum majestätischen Fleischbankpfeiler.

Die Wand war trocken, die Bedingungen gut, die leeren Muskeln wurden komischerweise nicht leerer, der Kopf war auf der richtigen Welle und mit Ondra hatte ich den perfekten Partner dabei. Die ersten vier Seillängen (6b,7c,8a+,7b+) gingen gut von den leeren Händen. Dann kam Nr.5, die erste große Hürde.

Eine harte Nuss. Oft schon hatte mich der brachiale Boulder abgeworfen, aber diesmal ließ ich mich nicht abwerfen und gewann den Kampf gegen die Schwerkraft. Kurze Erleichterung am Standplatz, der Blick geht nach oben und sofort weiß ich was mich noch erwartet.Die Nerven fangen ein wenig an zu flattern, beim Gedanken wieder in der letzten Länge zu scheitern, deshalb verwerfe ich den Gedanken auch wieder und zwar so schnell es geht. Die 50 Meter lange 6.Seillänge (8a) und die 7. Seillänge (6b) gelingen ohne gröberer Schwierigkeiten, ehe es ans Eingemachte gehen sollte.

"Die Krone" der Route. Die letzte 8b+. Erstmal Pause, essen, trinken und auf andere Gedanken kommen. Ondra und sein Humor waren dabei wirklich sehr hilfreich. Der Druck kommt und geht und ist schwer zu kontrollieren. In mich gekehrt warte ich auf mein Zeichen, meinen inneren Startschuss. Es fühlt sich so an, als ob nun die Zeit reif wäre. Ich stehe am Band wie ein Sprinter auf der Startlinie. Ich atme tief durch und starte voll konzentriert in die letzte große Hürde.

Alles minimiert sich auf den nächsten Zug, auf einen winzigen Tunnel, der Floweffekt tritt ein, denken, die Angst vorm Scheitern, oder einen Fehler zu machen, für all das gibts keinen Platz mehr, motivierter und entschlossener denn je, klettere ich unter Ondras lautstarken Anfeuerungsrufen den letzten Metern entgegen….plötzlich höre ich einen Schrei, ein weiterer folgt, das Echo, ich öffne die Augen und halte die Ausstiegshenkel in der Hand.

Wie elektrisiert verharre ich in diesem Moment, ehe weitere Freudenschreie aus mir herausbrechen. Am Standplatz angekommen fühle ich mich fremd und kann es einfach nicht glauben. Ondra schreit vor Freude und in der Steinernen Rinne höre ich Wanderer applaudieren, demnach muss das was gerade passiert ist, wirklich passiert sein… Erst nach einigen Minuten begreife die Situation und fange vor Freude an zu weinen… :))

Nach einer langen, harten Reise, bin ich endlich angekommen und ein wichtiges Kapitel, in meinem bisherigen Leben, hat seinen sonnigen Abschluss gefunden, genau an diesem Tag am Fleischbankpfeiler.

Die Begehung möchte ich meinem Freund Hubert "Huwi" Fink widmen, welcher uns zu früh verlassen musste. Danke Huwi, für die schöne Zeit!

Ein riesen Dank gilt meinen Freunden, die mich auf meiner Reise zu den " neuen Kleidern" unterstützt haben: Ondra, Ulli, Toni, Hias, Michei, Sima, Leall, Alex…

DANKSCHE JUNGS!!! Sponsored by and thanks to: Petzl, LaSportiva, Chillaz, Alpinschmiede Habeler

Acht Tage nach Guidos Begehung war Ondra Benes zurück in der Route und auch ihm gelang der erfolgreiche Durchstieg. Somit ist er, nach Stefan Glowacz und Hari Berger, der dritte Kletterer, dem die Vollendung der sogenannten Alpentrilogie ("Silbergeier", "End of Silence", "Kaisers neue Kleider") gelang.

QuelleGuido Unterwurzacher, Fotos: Ondrej Smrz