Tag 2: Die deutsche Jugendmeisterschaft

Traditionell durften am zweiten Tag des DM-Wochenendes dann die Jugendlichen ran – etliche der Nachwuchskletterer waren ja bereits am Vortag bei den Damen und Herren angetreten. Die 8 besten aller Altersklassen nach Endstand des deutschen Jugend- und Juniorencups hatten sich ihr Ticket für Wuppertal gesichert – davon durften wiederum die sechs besten nach dem Halbfinale die Meister unter sich ausmachen.

Fotostrecke: Deutsche Meisterschaft 2011

Fotos: © Marco Kost

Jugend B: Hannah Bähr und Moritz Hans siegen

In der jüngsten Altersklasse der 13-15-jährigen war die Titelvergabe vor allem bei den Jungs eine eindeutige Sache: Moritz Hans (Schwaben) sicherte sich in beeindruckender Manier mit dreizehn Zügen Vorsprung den Titel vor Ruben Firnenburg (Alpinclub Hannover) und Joachim Tensing (Coburg) auf Platz drei. Mit seiner Wertung hätte Hans auch in den beiden höheren Altersklassen den Vizemeistertitel geholt – die Jugendklassen kletterten jeweils alle auf der gleichen Route.

Bei den Mädels war der Sieg zwar nicht ganz so deutlich, aber nicht minder verdient: Die alte und neue deutsche Jugendmeisterin Hannah Bähr (Schwäbisch-Gmünd) kletterte souverän und ohne jede sichtbare Mühe bis zum vorletzten Zug und bestätigte einmal mehr ihre Vorreiterstellung in der jüngsten Altersklasse. Auch international hatte die in Innsbruck trainierende Bähr in diesem Jahr bei den European Youth Cups etliche Top-Resultate einfahren können. Hinter Bähr konnte eine weitere starke Nachwuchskletterin aus dem BaWü-Kader auf sich aufmerksam machen: Sophie Rauberger als neue deutsche Vizemeisterin. Die jüngste Starterin im Feld hätte beinahe für die große Sensation gesorgt – sie fiel nur einen Zug vor Bähr und wäre bei den Juniorinnen mit dieser Höhe sogar Meisterin geworden – und dies in ihrem allerersten Wettkampfjahr!

Mit großem Kampfgeist überzeugte sie auch die anwesenden Bundesjugendtrainer, die sich den Namen Rauberger dick auf ihrer Liste potentieller neuer Kaderkandidaten angestrichen haben dürften. Platz drei holte sich Lilli Kiesgen aus Frankfurt, die damit ihr bestes Wettkampfergebnis bislang holte.

Jugend A: Lina Himpel und Jonas Winter machen das Rennen

Bei der weiblichen A-Jugend gab es im Halbfinale leider nur lange Gesichter: Alle Mädels scheiterten an der gleichen Stelle – einem weiten Zug über eine Dachkante, der von den Routenbauern wie schon im Damenfinale am Tag zuvor eigentlich nicht als echte Schlüsselstelle gedacht war, bei dem sich die Mädels aber unerwartet schwer taten. So durften dann auch fast alle Starterinnen im Finale noch einmal antreten. Hier lief es dann auf ein Duell zwischen den beiden Jugendnationalkader-Mitgliederinnen Luisa Deubzer und Lina Himpel hinaus, die schließlich beide am gleichen Zug fielen.

Da auch das Vorrundenergebnis keine Entscheidung brachte, wurde aufgrund der Platzierung im Jugendcup gewertet: Lina Himpel sicherte sich damit den Titel vor Deubzer. Auch für Himpel wurde damit eine starke Saison belohnt: Sie hatte regelmäßig in den Finals der European Youth Cups gestanden und zum Abschluss dieser Serie in Kranj (SLO) mit Platz 6 ihr bestes internationales Ergebnis bislang erzielt. Platz drei sicherte sich eine ehemalige Jugendkaderkletterin: Ronja Kellner (Freising) konnte sich deutlich vom Rest des Feldes absetzen und komplettierte verdient das Podium.

Bei den A-Jungs gab es gleich im Halbfinale die erste dicke Überraschung: Mitfavorit David Firnenburg verpasste als Siebter den Einzug ins Finale. Nach seinem vorzeitigen Ausscheiden bei den Herren am Vortag war ihm damit leider auch bei der Jugend kein Erfolg zum Saisonabschluss vergönnt. Der Hannoveraner kann nun hoffentlich nach einer langen Wettkampfsaison etwas die Füße hochlegen und im nächsten Jahr mit geballter Kraft wieder neu angreifen. So durften die anderen Kandidaten den Titel unter sich ausmachen.

Und hier überzeugte vor allem einer: Lokalmatador Jonas Winter (Barmen) zeigte im Finale die beeindruckendste Leistung und sicherte sich verdient den Meistertitel unter dem frenetischen Applaus seiner Wuppertaler Fans. In dieser Form ist Winter in jedem Fall ein Kandidat für internationale Einsätze – die Bundesjugendtrainer haben noch vor Ort bereits entsprechend vorgefühlt. Vielleicht mit etwas mehr hatte der zweitplatzierte Chris Hanke gerechnet – er fiel einen Zug unter Winter. Auf den dritten Platz kletterte Sammy Adolph – dann allerdings schon mit zwölf Zügen Abstand.

Junioren: Zwei Titel nach Frankfurt: Jan Hojer und Luise Raab werden Meister

Auch die Junioren schafften es schließlich nicht, die Finalrouten des Routenbauertrios top zu klettern. Am nächsten kam dem noch Jan Hojer, der sich in seinem letzten Juniorenjahr noch einmal den Titel sicherte, aber auch knapp unter Top die Reise nach unten antreten musste. Seinem unnachahmlichen Kämpferstil und der “Hojer`schen Schüttel-Windmühle” hatte an diesem Tag niemand etwas entgegenzusetzen. So war hinter Hojer auch erst einmal 14 Züge Luft, bevor sich der neue Vizemeister Philipp Hans (Schwaben) einreihen durfte.

Rang drei ging an seinen Sektionskollegen Simon Bosler. Bei den Juniorinnen holte ebenfalls eine Hessin den Titel: Luise Raab, die bereits 2007 in der Jugend B deutsche Meisterin geworden war, setzte sich ebenfalls deutlich von ihren Konkurrentinnen ab und gewann hochverdient den Titel. Boulder-Spezialistin Isabell Leiner (Zweibrücken) sicherte sich Platz zwei vor der Siegerin des Juniorencups 2011, Chiara Clostermann (Ringsee)

Starkes Team hinter den Kulissen sorgt für perfekten Wettkampfablauf

Ein ganz besonderer Dank gebührt den Sektionen Wuppertal und Barmen sowie dem Helferteam von der Betreibergesellschaft Climb Inn, die mit perfekter Planung zum reibungslosen Ablauf des Wettkampf maßgeblich beigetragen haben. Den guten Kontakten der Sektionen dürfte es auch zu verdanken gewesen sein, dass sich der Nikolaus auf seinem Weg zu den Haushalten in der Umgebung noch in die Kletterhalle verirrte. Ob sein Bart, der beim Abseilen in den Abseilachter gezogen wurde, dauerhaften Schaden genommen hat, konnte dann leider nicht mehr in Erfahrung gebracht werden…

In jedem Fall sorgten Helfer und Sportler für einen würdigen Rahmen für die wahrscheinlich letzte Deutsche Meisterschaft, denn ab der kommenden Saison werden die Meister wie schon beim Bouldern und Speed ebenfalls über die Gesamtwertung des Sportklettercups ermittelt. Jetzt heißt es für alle Kletterer erst einmal: Hoch die Füße bis zum Saisonstart 2012 auf der Münchner Ispo am letzten Januarwochenende!

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QuelleMatthias Keller, Fotos: Marco Kost