Stefan Glowacz: “Ein Kletterleben reicht nicht”

Stefan Glowacz ist gerade von einer Expedition in Venezuela zurückgekehrt. Im Interview erzählt der 45-jährige über seine Erlebnisse am Fels, neue Projekte und - als Garmischer ein Muss - die Olympiabewerbung 2018.

Machen wir einen Schwenk und kommen von Deinen persönlichen Zukunftsplänen zu denen Deiner Heimatregion. Garmisch bewirbt sich gemeinsam mit München um die Olympischen Winterspiele 2018. In Albertville 1992 warst Du selbst bei Olympia und hast einen Demonstrationswettkampf geklettert. Was denkst du über die Bewerbung von München und Garmisch für 2018?

Ich vertrete den Standpunkt der Nachhaltigkeit. Die Olympischen Spiele beziehungsweise die Locations, in denen sie stattfinden, müssen auch für die Zukunft Bestand haben. Ein gutes Beispiel sind die Sportstätten der Olympischen Spiele 1972. Sie werden häufig genutzt und stehen der Jugend zur Verfügung. Zudem sind nach der Olympiade Leistungszentren entstanden, um den Leistungssport in dieser Region zu fördern. Das ist eigentlich auch mein Verständnis von den Olympischen Spielen und so müsste es wieder sein, sollte München 2018 den Zuschlag bekommen.

Aber so wie es bis jetzt geplant ist, entspricht es dem nicht. Vor allem in der Region Garmisch sind doch fast alle Installationen – die alpinen Wettbewerbe mal ausgenommen – so geplant, dass sie nach den Olympischen Spielen wieder abgebaut werden. Es soll vor den Toren von Garmisch, in Wallgau, ein Langlaufstadion entstehen, das wieder komplett demontiert wird. Das sehe ich als den falschen Ansatz. Wenn schon olympische Spiele in diesen Regionen stattfinden, dann muss das eine entsprechende Langlebigkeit und späteren Nutzen haben. So wie es derzeit geplant ist, mit der Demontage der meisten Sportstätten, sehe ich diesen Nutzen nicht, sondern habe, im Gegenteil, eher Bedenken. Da wird von dem Olympischen Spirit und dem Olympischen Gedanken, was die Nachhaltigkeit anbetrifft, nicht mehr viel übrig bleiben.

Du bist also prinzipiell für die Spiele, nur mit der geplanten Umsetzung nicht einverstanden. Kannst Du die Gegner somit also auch verstehen, die ihr Land nicht für Olympia 2018 hergeben wollen?

Was da passiert ist wieder absolut typisch. Da versuchen irgendwelche bonierten Bauern irgendwie noch den letzten Pfenning rauszuquetschen. Das ist in meinen Augen eine Farce. So ein Verhalten hat überhaupt keine Berechtigung. Ich könnte es verstehen, wenn Sportstätten, wie beispielsweise die Halfpipe und die Stätten für die ganzen Freestyle-Wettbewerbe, feste Einrichtungen auf deren Gelände werden sollten. Dann muss man natürlich eine Lösung finden und eine Regelung treffen. Aber es wird ja, stand jetzt, alles wieder abgebaut. Das, was errichtet wird, ist ja nur für eine bestimmte Zeit. Natürlich muss auch da eine Entschädigung stattfinden. Aber sich auf den Standpunkt zu stellen "Ne, dafür geben wir partout unser Land nicht her", halte ich für sehr fragwürdig. Auch weil es sich ja nicht um riesige Ländereien handelt. Außerdem geht es um eine Veranstaltung, die Garmisch, ich würde fast sagen, mehr oder weniger vor dem Untergang bewahrt. Garmisch ist ja momentan eigentlich ein toter Ort und würde durch die Spiele wieder belebt werden.

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überArtikel zum Stichwort Olympia bei den Netzathleten
QuelleNils Borgstedt, Foto: Klaus Fengler