Zwei Monate vor der OutDoor in Friedrichshafen (13. bis 16. Juli), der größten europäischen Fachmesse für die Branche, rückt auch die wirtschaftliche Seite des Wanderns in den Mittelpunkt: Der Markt in Deutschland umfasst ungefähr 13 Milliarden Euro.
Heike Brehmer, MdB und Vorsitzende des Tourismusausschusses des deutschen Bundestages erläutert: “Wandern ist die beliebteste Outdoor-Aktivität der Deutschen. Es führt Generationen und Kulturen zusammen, fördert die Gesundheit und ist ein wichtiges Fundament für den Tourismus in Deutschland.” Es kommt nicht häufig vor, dass sich die Politik in Deutschland zum Outdoor-Sport äußert. Der “Tag des Wanderns”, der vom Deutschen Wanderverband (DWV) ausgerufen wurde, ist Anlass genug. Mit der Aktion möchte der DWV den Sport offiziell feiern und zeigen, was die Vereine und Partner in allen 16 Bundesländern täglich leisten.
Wie viele Wanderer es in Deutschland gibt, ist nicht ganz klar. Die Zahlen schwanken von 69% aller Deutschen, die gelegentlich bis regelmäßig wandern bis zu “lediglich” 55% der Bevölkerung. Die Ergebnisse stammen aus den Studien der Marktforschungsinstitute AWA (Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse), TdW (Typologie der Wünsche) und VuMa (Verbrauchs- und Medienanalyse). In reinen Zahlen sind das fast 40 Millionen Menschen, die im Jahr rund 370 Millionen Wanderausflüge absolvieren. Das durchschnittliche Wanderalter liegt laut dem Natursoziologien und ‚Wanderpapst‘ Rainer Brämer bei etwa 48 Jahren.
Wandern wird als Möglichkeit gesehen, in Kontakt mit der Natur zu kommen. Brämer betont den “starken Wunsch nach erlebnisreichen Fußreisen, wobei Naturerlebnisse eine dominierende Rolle spielen.” Allerdings habe sich die Dauer verändert: “Der Trend geht hier eindeutig zu kürzeren, erlebnissatten Tagestouren in der Größenordnung 10 bis 15 Kilometer. Wanderer suchen in der Natur eher eine gelassene Alternative zum immer hektischeren Alltagsleben.”
Norbert Manderscheid, Herausgeber des Wandermagazins sieht den Sport deshalb auch als “selbstverständlichen Teil des aktiven Lebens.” Wandern habe sich quasi institutionalisiert. Das bedeutet andererseits auch eine gewisse “Normalität” in der Aktivität. “Heroes sind auf Wanderwegen eher selten zu finden”, weiß Andrea Engel, Chefredakteurin des Wandermagazins.
Das Image des selbstgenügsamen Wanderers mittleren Alters beginnt sich allerdings zu wandeln und damit auch die Herangehensweise der Branche. “In der Industrie gibt es derzeit einen Trend, die Zielgruppe der Wanderer ernster zu nehmen”, führt Engel aus, “Kleidung und Ausrüstung werden modebewusster, es gibt mehr Mut zu Farbe und eine breitere Größenauswahl. Auch Wanderer achten heute viel mehr darauf, sowohl funktional als auch modisch daherzukommen.”
Die wirtschaftliche Bedeutung von Wanderreisen spielt dabei sicherlich eine Rolle. 7,4 Milliarden werden vor Ort mit den sportlichen Touristen erzielt, die Zahl der Übernachtungen in Deutschland betrug 30,3 Millionen. Das Gute dabei: Das Geld kommt überwiegend in strukturschwachen Regionen an. Zusätzlich geben deutsche Wanderer jährlich geschätzte 3,4 Milliarden Euro für ihre Ausrüstung aus. Rechnet man noch die nicht unerheblichen Anreisekosten zur jeweiligen Destination hinzu, kommt Brämer auf einem Marktwert von fast 13 Milliarden Euro in Deutschland.
Gleichzeitig rücken die gesundheitlichen Vorteile des Wanderns immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit: “Die Hauptrisikofaktoren für die Gesundheit verringern sich durch Wandern deutlich”, berichtet Aloys Steppuhn, Vorstandsmitglied des DWV. Wandern stärkt das Herz-Kreislauf-System und das Immunsystem, kann das Herzinfarkt-Risiko um 30 bis 50 Prozent senken, hilft bei Depressionen und Stress und kann auch von Menschen mit Übergewicht betrieben werden.
Welche Neuheiten die globale Branche für die Wanderfans in der Saison 2017 bereithält, zeigt die OutDoor. Sie ist von Mittwoch, 13. Juli bis Samstag, 16. Juli nur für den Fachhandel geöffnet (Mittwoch bis Freitag von 9 bis 18 Uhr und am Samstag von 9 bis 17 Uhr).
Weitere Informationen unter www.outdoor-show.com