Boulderweltcup 2011 in Barcelona: Juliane Wurm verpasst erneut knapp das Podium

Nach dem Stop in Eindhoven ging es am vergangenen Wochenende mit dem gesamten Weltcupzirkus weiter in die katalonische Hauptstadt Barcelona. Hier wartete bei der Wettkampfpremiere in der nagelneuen Kletterhalle Climbat Foixarda nicht nur die steile neue Wettkampfwand auf die Teilnehmer, sondern auch echtes, heißes spanisches Wetter – also nicht gerade die Optimalbedingungen zum Bouldern. Zahlreiche Athleten hatten sichtbar mit den stickigen Bedingungen zu kämpfen – zumindest waren die Rahmenbedingungen für alle Sportler gleich.

Fotostrecke: Boulderweltcup 2011 in Barcelona: Die deutsche Sicht

Fotos: © top 30/ facebook

Aus deutscher Sicht hatten sich mit Juliane Wurm (Wuppertal), Jonas Baumann (Wuppertal), Stefan Danker (Landshut), Mathias Conrad (Zweibrücken) und Peter Würth (Ludwigshafen) fünf DAV-Starter ans Mittelmeer aufgemacht. Für drei der besagten DAVler lief es dann in der Qualifikation besonders gut – allen voran überraschenderweise Mathias Conrad, der mit fünf Tops in dreizehn Versuchen auf Platz sieben rangierte – sein mit Abstand bestens Qualifikationsergebnis bei einem Weltcup bislang!

amit war er natürlich genauso sicher im Halbfinale der besten 20 wie Teamkollege Jonas Baumann, der als Neunter eine Runde weiter kam. Pech hatten diesmal leider Stefan Danker als 23., der mit einem Versuch weniger noch im Halbfinale gewesen wäre, sowie Peter Würth, der auf Platz 35 landete. Auch bei den Damen gab es aus deutscher Sicht Grund zur Freude: Juliane Wurm erreichte ebenfalls souverän das Halbfinale.

Hier war dann aber leider für die deutschen Herren relativ klar Schluss: Sowohl Mathias Conrad mit einem Flash als auch Jonas Baumann mit zwei gekletterten Bouldern konnten leider nicht mehr ins Rennen um die Finalplätze eingreifen. Am Ende landete Baumann auf Rang 17, Conrad wurde 19.

Dafür hielt wieder einmal die einzige Dame im Bunde die DAV-Fahnen hoch: Juliane Wurm konnte alle vier Halbfinalboulder in sechs Versuchen klettern und zog damit eine Woche nach ihrer Finalteilnahme in Eindhoven auch in Barcelona souverän als Dritte in die Runde der besten sechs ein. Vor ihr platzierten sich als Erste noch Alex Puccio (USA) vor Akiyo Noguchi (JPN); hinter Wurm folgten Anna Stöhr (AUT), Melissa Le Neve (FRA) und Mina Markovic (SLO) auf den weiteren Plätzen. Den ersten Boulder konnten bis auf Anna Stöhr noch alle Finalistinnen klettern – an Problem Nummer zwei wurde dann aber schon die Vorentscheidung getroffen. Nur Akiyo Noguchi meisterte diesen Boulder – alle anderen Damen gingen leer aus.

Juliane Wurm lag nach Boulder zwei noch auf Podiumskurs, bevor es an Nummer drei ging. Hier holten sich nur Akiyo Noguchi und Mina Markovic eine Begehung – damit schob sich Markovic hinter Noguchi auf Rang zwei, Wurm blieb Dritte vor dem abschließenden Boulder Nummer vier. Der sah eigentlich aus wie gemacht für die deutsche Meisterin: weite, athletische Züge an den Norm-Speedgriffen ließen eine schnelle Exekution durch Wurm erwarten. Vorher war dies allerdings nur der Französin Le Neve im Flash gelungen. Aber Wurm, die mit einem Flash noch Chancen auf den zweiten Platz gehabt hätte, konnte den weiten Zug zwischen den Speedgriffen einfach nicht knacken und ging leider leer aus.

Wie es gemacht wird, zeigte direkt nach Wurm Akiyo Noguchi, die den Boulder kurzerhand flashte. Auch die letzte Starterin Alex Puccio konnte den Boulder im zweiten Versuch klettern und sicherte sich hinter der an diesem Tag überragenden Noguchi den zweiten Platz. Damit holte sich die Japanerin nach dem Sieg in Eindhoven eine Woche zuvor den zweiten Weltcuptitel binnen einer Woche.

Alex Puccio schob sich mit dem gekletterten Boulder Nummer vier noch an der wertungsleichen Melissa Le Neve vorbei, die aufgrund des schlechteren Halbfinalergebnisses Dritte wurde. Platz vier ging an Mina Markovic vor Juliane Wurm und Anna Stöhr, die an diesem Abend wohl nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte gewesen war oder der Hitze zum Opfer fiel: Sie ging als einzige der Finalistinnen komplett leer aus.

Aber auch ihrem Freund und Weltcupdominator Kilian Fischhuber ging es nicht anders: Auch er verpasste mit Platz fünf bei den Herren deutlich das Podium. Das Rennen machte einmal mehr in dieser Saison der Franzose Guillaume Glairon Mondet vor dem russischen Trio Rustam Gelmanov, Dmitry Sharafutdinov und Alexey Rubtsov. Auf Platz sechs landete Lukas Ennemoser (AUT) vor dem siebten Finalisten im Bunde, Tsukuru Hori (JPN).

“Gigi” Mondet sicherte sich den Sieg erst am letzten Boulder, einem schweren Double-Dyno, den er sensationell im Flash klettern konnte. Damit machte er mit nur zwei geflashten Bouldern nach Log Dragomer seinen zweiten Weltcupsieg klar. Ebenfalls eindrucksvoll auch Dmitry Sharafutdinov an bedagtem Boulder Nummer 4: In einer koordinativen Meisterleistung leitete er den Schwung nach dem Schwung blitzschnell weiter und konnte neben Mondet als einziger diesen Boulder klettern.

Mit diesen Ergebnissen bleibt die Gesamtwertung im Weltcup sowohl bei Damen als auch bei den Herren weiter spannend: Die Führenden Anna Stöhr und Kilian Fischhuber haben nur noch einen kleinen Vorsprung, der schon beim Weltcup am kommenden Wochenende in Sheffield (GBR) dahin sein kann. Dicht auf Stöhrs Fersen ist bei den Damen Akiyo Noguchi mit nur sechs Punkten Rückstand; die Drittplatzierte Alex Puccio hat nur noch rechnerische Chancen auf den Titel bei einem Totalausfall ihrer Konkurrentinnen.

Trotzdem muss sie ihren Platz noch gegen die Konkurrenz verteidigen, denn das Feld hinter ihr ist nach wie vor sehr dicht gedrängt. Auch bei den Herren bleibt es spannend: Fischhuber, Sharafutdinov und Glairon Mondet haben noch Chancen auf den Weltcup-Gesamtsieg.

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QuelleMatthias Keller (DAV), Fotos: top 30/ facebook