Als ich mich Schlinge für Schlinge mit meiner Hilti raufarbeitete, sah ich zwar stellenweise sehr wenig Struktur, aber keine Stelle wirkte so unmöglich wie prophezeit. Dabei galt meine Aufmerksamkeit noch dem kleinen Überhang rechts daneben – jedoch merkte ich während des Einrichtens, dass die Felsstruktur keine freie Begehung zulassen würde. Also wieder nix mit einem neuen Projekt – oder doch?
Nach getaner gründlicher Reinigung dieses Prachtexemplars holte ich mir noch die Befugnis des Herrn Meisl und legte mit dem stellenweisen Ausbouldern los. Die angebliche Schlüsselstelle mit den Einfingerlöchern in der Mitte war dabei weniger Problem als der kleingriffige Ausstieg der 30 Meter langen Linie. Diese Respektlosigkeit zahlten mir die gemeinen Löcher aber wenig später mit meiner allerersten Sehnenzerrung(Ringfinger) hinterlistig zurück. Nach einer zweiwöchigen Zwangspause war ich wieder fit und probierte eifrig weiter, bis der erste Augustregen einsetzte und die Route bis in den Herbst an der oberen wasseranfälligen Crux nicht kletterbar machte. Im Oktober waren die Verhältnisse endlich wieder perfekt, doch ich tummelte mich fürchtend an den Klippen Mallorcas. Ende Oktober als ich eigentlich schon langsam ans Eisklettern denken sollte, hatte ich noch ein paar knappe Versuche, und am letzten trockenen Tag anfang November stürzte ich in Griffweite zum Durchstieg knapp wegen einem dummen Fehler. Also schnappte ich mir meine Pickel und ließ dieses Stück Fels mit einem weinenden Auge und unbezwungen einen weiteren Winter dem Projektstatus. Nach vier Monaten ohne Felskontakt und mit wenig Selbstvertrauen gelang es mir am 22. April nach nur einer Handvoll Versuchen sturzfrei die Umlenkung zu klippen. Keine Ahnung wie mir das gelang! Ich taufte die für mich persönlich beste Linie am Schleier “Reality Check” Bewertungsvorschlag 8c+ (11-). Siehe auch: |