Gundi Kraft klettert Projekt am Känzele bei Bregenz

Schon
lange schlummert die von Rochus Mathis eingebohrte und zwischenzeitlich
freigegebene Tour am Wanzenburgboulder im Dornröschenschlaf.
Verborgen unter dem sommerlich dichten Blätterdach des so
genannten Känzeles bei Bregenz widersetzt sie sich bisher
hartnäckig jedem Begehungsversuch. Kurz nach der Jahrtausendwende
bohrte Kurt Jenni ab Mitte der Route links zwei zusätzliche Bolts
mit einem neuen Stand.

Aber auch Arac attack blieb ohne Begehung (Der Name bezieht sich auf
die, vor allem nach längeren Regenperioden, zahlreichen
Spinnentiere die sich in den Löchern und Dellen des Konglomerats
einnisten).

Die südseitig exponierte Lage und eine jährliche
Niederschlagsmenge von über 2 m sorgen am Känzele für
ein lokales Kleinklima das eine äußerst spezielle und
üppige Pflanzenwelt gedeihen lässt. Speziell ist auch der
Fels. Konglomerat in seiner feinsten Form. Die runden Kiesel,
eingebacken und versteinert in den Ablagerungen des urzeitlichen
Molassemeeres verlangen vor allem eines. Fingerpower.
 
Gundi Kraft kletterte bereits letztes Jahr links des Projektes eine 8a.
Somit war dieses Frühjahr die Zeit reif für einen Versuch in
der noch offenen Linie. Den Start von Arac attack bildet eine
kleingriffige, leicht überhängende Boulderpassage bis zu
einem markanten Riss, der den einzigen Schüttelpunkt der Route
darstellt. Von hier führen ein paar schwere Züge an Seit- und
Untergriffen bis unter die Schlüsselstelle, einer
äußerst kleingriffigen, steileren Passage die eine gute
Fußstellung verlangt. Mehrere Versuche waren notwendig bis Gundi
hier eine, für sie kletterbare, Lösung fand. Es folgten
einige Abgänge kurz vor dem Standkarabiner, bevor ihr dann am 2.
Juni der Durchstieg gelang.

Im Vorarlbergführer von Achim Pasold noch unter Projekt Kurt mit
11-? angeführt, schätzt Gundi die Schwierigkeit von Arac
attack wohl eher bei glatt 8b ein. Nachdem ihr letztes Jahr mit der
Verlängerung des Stahlfingers in Bürs und mit Requiem im
schweizerischen Tiefencastel zwei 8a+ gelangen, zeigt die Formkurve
damit eindeutig nach oben.

QuelleText & Foto: Rudolf Schmidt