Im "Ort des Karibubullen" angekommen, ging es per Fischerboot 30 Kilometer über den Fjord, ehe sich das dreiköpfige Team schwer beladen zu Fuß entlang des Weasel Valley im Auyuittuq National Park über die Moränenlandschaft in Richtung Mount Asgard auf den Weg machte. Nach dreitägigem, 60 Kilometer langen Fußmarsch – zum Teil durch hüfttiefes Wasser kämpfend – konnte das Basislager am Mount Asgard auf dem Turnerglacier eingerichtet werden.
Fotostrecke: Ines Papert am Mount Asgard
Nach einem Ruhetag wurde zum Warm-Up der Mount Loki über den 700 Meter hohen Südpfeiler (Neuseeländerroute) bestiegen. Möglicherweise die erste Wiederholung der Route und erste freie Begehung 5.10+. Eine Teamstrategie für das eigentliche Vorhaben, die Erstbegehung der Nordwestwand des Südpfeilers am Mount Asgard, wurde am darauffolgenden Tag festgelegt.
Da es während der Polarsommers in Baffin Island nie wirklich dunkel wird, startete das Team bereits tags darauf gegen 2 Uhr morgens bei strahlendem Sonnenschein über den sehr brüchigen Vorbau in Richtung Wandmitte. Aufgrund massiven Steinschlags – ausgelöst durch die hohen Temperaturen in der Wand – mussten Papert und Kollegen mangels Ausweichmöglichkeiten gut geschützt unter einem Felsdach biwakieren. Am nächsten Tag wurde nach 1000 Meter Kletterei der Gipfel des Mount Asgard im Alpinstil erreicht.
Ein plötzlicher Wetterumschwung und aufkommender Sturm erschwerten nicht nur die letzten beiden Seillängen, sondern verwehrten Papert, Walsh und Lavigne auch jede Sicht am Gipfel. Zur eigentlichen Crux wurde unter diesen bedrohlichen Bedingungen der Abstieg über brüchiges, nasses und extrem rutschiges Schrofengelände auf der Südseite. Nach einem äußerst ungemütlichen Biwak besserte sich das Wetter so weit, dass der Abstieg über den Gletscher fortgesetzt werden konnte.
Ines Papert dazu in einer Email: "Mit einem so schnellen Erfolg haben wir nicht gerechnet. Entsprechend sind wir sehr zufrieden. 29 Seillängen, 1200 Meter Wandhöhe, ohne Portaledge, ohne Fixseile, leicht und schnell, in unserem favorisierten Stil, dem Alpinstil, zu klettern, ist ein sehr passables Ergebnis. Bis auf einen vereisten Kamin und einen vom starken Regen nassen Zug in der Ausstiegslänge konnten wir alles onsight klettern. Jon Walsh erhielt nach Ankunft im Basecamp die traurige Nachricht vom Tod seines Vaters, weshalb wir früher als geplant aus Baffin abreisten."
"Sensory Overload" (dt.: überladene Sinne) wurde als Routenname gewählt.
29 Seillängen, 1200 Meter Wandhöhe, 5.11+ A1.
Zitat Ines Papert: "Unsere kurze Zeit in Baffin war sehr, sehr intensiv. Der strapaziöse Anmarsch, die bedrohlichen Felslawinen, die uns oft den Schlaf geraubt haben, der Respekt vor Eisbären, Steinschlag und Wetterumschwung in der Route, der gefährliche Abstieg bei null Sicht und schließlich die traurige Nachricht – wir alle waren in Baffin ziemlich gefordert. Ich melde mich nach einem kurzen Urlaub mit meinem Freund und Sohn in Kanada mit weiteren Details. Gruß nach Hause!"
Amüsantes zum Schluss: Ines Papert traf am Mount Asgard auf ihre "Nachbarn", die Huberbuam, welche gerade in der Westwand zu Gange sind.