Kilian Fischhuber wiederholt "Dschungelfieber" (8c/+)

Seit
gut 3 Jahren wohne ich jetzt in Innsbruck und jedes Jahr habe ich, mehr
oder weniger bewusst, ein fixes Kletterziel in der Umgebung
angesteuert. Im ersten Jahr war ich den Sommer über bis zu 3 mal
in der Woche im Zillertal, letzen Sommer im Ötztal und im Herbst
in Nassereith und heuer, so scheint es, übte bis jetzt das
Dschungelbuch die größte Anziehung auf mich aus.

Während
den diversen Trips an die heimischen Felsen wollte ich immer die
„Klassiker“ und die besonders lohnenden Routen
durchsteigen. Und so folgte ein Flash von „Total Brutal“
8b+ im Zillertal und Begehungen von „Gondor“, „In
Memo Reini“, „Waldläufer“ und „Brandy
Tarte“ (alle 8c) im Ötztal.

Neuentdeckung des Dschungels
Im
Herbst 2002 zog ich nach Innsbruck um mein Studium zu beginnen und vor
genau 3 Jahren, im März 2003, war ich zum ersten Mal im
„Dschungel“. Ich konnte die bekannte Route „Stay
Hungry“ 8b/+ durchsteigen. Obwohl die Kletterei und der Fels den
Gebieten um Waidhofen/Ybbs, wo ich zu klettern begonnen habe sehr
ähneln, war ich nicht wirklich begeistert. Daraufhin kehrte ich
dem Gebiet für lange Zeit den Rücken zu.

Erst heuer im
Jänner, als die Sonne ungebremst auf die Südwand des
Dschungels brannte, war ich wieder motiviert. Motiviert muss man auch
sein, wenn man sich an den Leisten nicht fern von Innsbruck behaupten
will…

Im Jänner und Februar zog es mich vor allem in
den linken Teil der Wand wo sich die kurzen, knallharten Routen der
Altmeister Reinhold Scherer („Stierring“ 8b+) und Hannes
Rieser („Berg Heil“ 8b/+) befinden. Es dauerte nicht lange
und ich konnte die beiden Routen durchsteigen; danach holte ich mir
noch die erste Wiederholung der neuen Linie von Markus Haid („Das
dritte Auge“ 8b/+).

Schweres Fieber
Wetter-
und wettkampfbedingt folgte eine Pause meines Dschungelfiebers. Am
Samstag, den 25. März hing ich schon wieder an den Leisten, die
die Welt bedeuten – dieses Mal an den Leisten des Klassikers
„Dschungelfieber“. Zwei Versuche am Samstag und ein
weiterer am Sonntag raubten mir ordentlich die Kraft und ich merkte
auch schon wie meine Finger zu revoltieren begannen. Der Fortschritt in
der Route war mäßig und ich wurde etwas unsicher, ob die
Route meinen Sehnen sehr zuträglich sein würde.

Drei
Tage später traf ich eine Entscheidung und das Wetter erleichterte
mir den Entschluss: es war bewölkt, der Gripp perfekt und ich
schon nahezu immun gegen die typischen Anzeichen des
„Fiebers“ (ausrutschen, blau anlaufen und vor allem
rauskippen!). Ich entschied mich dranzubleiben.

Am
Freitag den 31. März (mein 4ter Tag in der Route) folgte der
6.Versuch und dieser verlief ziemlich gut. Mit der Sonne an diesem Tag
kam aber eine weitere Konstante des Fiebers ins Spiel: die hohen
Temperaturen und der damit verbundene Schweiß. Ich startete den
6.Versuch so um 16 Uhr und es war einfach zu schmierig. Obwohl ich bis
zur Schlüsselstelle ganz gut am Weg war übermannte mich bald
die Schwerkraft und ich baumelte im Seil. Ich musste an den
herannahenden Sommer denken, die Hitze und sah meine Felle schon
davonschwimmen.

Da der Lauf der Sonne leicht zu durchschauen ist
wartete ich ein paar Stunden bis es kühler wurde und startete
meinen 7.Versuch. Mit viel Feingefühl aber auch Glück
schlängelte ich mich durch das Leisten-Wirrwarr, kippte nach der
Schlüsselstelle fast aus der Wand und ließ am
Abschlusshenkel mit einigen Siegesschreien meinen Dampf ab. Das schwere
Fieber war überwunden!

Infos zur Route:
Reini
Scherer kletterte die Route 1992 und sorgte damit für
internationales Aufsehen (siehe „Rock Stars“ von Heinz
Zack). Bei der Bewertung war er etwas unsicher. Damals wie heute meinte
er, dass „Dschungelfieber“ doppelt so schwer ist wie
„Stay Hungry“ oder „Berg Heil“ oder eben gleich
schwer wie diese beiden Routen zusammen. 12 lange Jahre blieb dann der
Grad 8b+/c aufrecht bevor die Route von Markus Eberl, mit der ersten
Wiederholung aus dem Dornröschenschlaf geweckt wurde. Sein
Bewertungsvorschlag lautete 8c/+. Ich habe mir die dritte Begehung
geholt.
 

Siehe auch:
www.kilian-fischhuber.at

QuelleText: Kilian Fischhuber, Fotos: Reinhard Fichtinger