Zusammen mit den Ortsteilen Pförn, Enterbach, Schärfen, Scharling, Leiten, Point, Brunnbichl, Riedlern, Enterfels, Grüneck, Wildbad Kreuth, Bayerwald, Glashütte und Stuben ist der Hauptort Kreuth mit dem entsprechenden Siegel ausgezeichnet worden. Zuvor hatte der Deutsche Alpenverein die Ortschaft einer eingehenden Prüfung im Hinblick auf die internationalen Kriterien unterzogen. “Kreuth ist ein vorbildliches Bergsteigerdorf”, sagte DAV-Vizepräsident Rudi Erlacher bei der offiziellen Feier. “Nicht zuletzt auch, weil die Gemeinde mit viel Motivation und Begeisterung an der nachhaltigen Tourismusentwicklung arbeitet.”
Unterstützung von höchster Stelle
Die Siegelverleihung fand an der Königsalm unterhalb des Schildensteins statt – und damit inmitten der wanderbaren Hausberge rund um Kreuth. Zu der herrlich gelegenen Einkehr gelangten die rund 160 Gäste in einer eineinhalbstündigen Wanderung. Um 12 Uhr mittags übergab Rudi Erlacher das Bergsteigerdörfer-Siegel an Bürgermeister Josef Bierschneider. Die Bergsteigerdörfer werden von der Bayerischen Staatsregierung intensiv gefördert. Sowohl Bayerns Umweltminister Marcel Huber als auch Bayerns Wirtschafts- und Tourismus-minister Franz Josef Pschierer nahmen am Festakt teil und überbrachten Förderbescheide in Höhe von 84.000 bzw. 30.000 Euro. Als Stimmkreisabgeordnete ließ sich auch Bayerns Ministerin für Wohnen, Bau und Verkehr sowie stellvertretende Ministerpräsidentin Ilse Aigner die Teilnahme nicht nehmen.
Umweltminister Dr. Marcel Huber betonte bei der Auszeichnung: “Bergsteigerdörfer stehen als Musterbeispiel für einen sanften Naturtourismus im Alpenraum. Sie sind wichtige Impulsgeber für die Gemeindeentwicklung und machen unsere sensiblen Naturräume erlebbar ohne sie zu gefährden. Die Gemeinde Kreuth hat schon früh Weitblick bewiesen und das Potential für nachhaltigen und umweltschonenden Tourismus erkannt. Diesen Weg fördern wir mit zusätzlichen 84.000 Euro für umweltfreundliche Mobilität und ein Naturtourismuskonzept.”
Bayerns Tourismusminister Franz Josef Pschierer sagte an der Königsalm: “Die Bergsteigerdörfer fügen sich ideal in das Leitbild meiner Tourismusoffensive. Wir setzen auf nachhaltigen Tourismus im Einklang mit Mensch und Natur. Eventtourismus lehnen wir ab. Kreuth steht für Nachhaltigkeit, Authentizität und Tradition. Wir unterstützen unsere Bergsteiger-dörfer, weil sie die Besonderheit Bayerns, Landschaft und Natur bewahren und das Bewusstsein für deren Wert erhöhen.”
Die stellvertretende Bayerische Ministerpräsidentin Ilse Aigner freute sich: “Mit Kreuth gibt es nun eine vierte Gemeinde, die das Siegel Bergsteigerdorf in Bayern bekommt. Bei vorhergehenden Verleihungen bin ich bereits als Tourismusministerin beteiligt gewesen. Dieses Mal bin ich als Stimmkreisabgeordnete dabei. Dass Kreuth ein prädestiniertes Bergsteigerdorf ist, erklärt sich mir als bergbegeisterten Mensch von alleine. Umso mehr freut es mich, dass ab heute die Gemeinde Kreuth in das Netzwerk der Bergsteigerdörfer aufgenommen ist.”
Josef Bierschneider, Bürgermeister von Kreuth, versprach bei den Feierlichkeiten: “Mit dem Siegel “Bergsteigerdorf” nehmen wir bewusst die Verpflichtung auf uns, den Schatz, den wir hier bei uns mit unserer herrlichen Landschaft, unserem Ortsbild und unserem gelebten Brauchtum haben, zu bewahren und unversehrt an unsere kommenden Generationen weiterzugeben.”
Vorreiter für sanften Tourismus
Kreuth liegt mitten im Mangfallgebirge – mit dem Tegernsee im Norden, dem eher sanften Hirschberg und den Felsriffen Roß- und Buchstein sowie Leonhardstein im Westen, dem ebenfalls eher sanften Wallberg im Osten und den schroffen Blaubergen im Süden. Dank dieser breiten Palette an unterschiedlichen Topografien bietet Kreuth trotz seiner niedrigen Ausgangslage ein üppiges bergsportliches Betätigungsfeld – von der leichten Bergwanderung über die abwechslungsreiche Mountainbiketour bis zur schwierigen Sportkletterei. Für die Auszeichnung als Bergsteigerdorf darüber hinaus besonders wichtig ist aber noch etwas ganz anderes: Die kulturelle Eigenständigkeit, die Bewahrung der Traditionen und des Brauchtums, die Wertschätzung der Landwirtschaft und der lokalen Produkte sowie der Erhalt der Lebensqualität des Ortes für die nächsten Generationen.
Gerade Letzteres tut Kreuth nicht wie sonst oftmals üblich mit dem Bau von Skiliften oder Erlebnisparks, der Etablierung von Großevents oder durch unkontrollierte Ausweitung des Gemeindegebiets. In Kreuth hat die Natur Vorrang, Bergsportlerinnen und Bergsportler sind dort daheim und die Tradition ist in den Alltag integriert. Der Deutsche Alpenverein schätzt den Ort als Vorreiter, um sanftere Tourismusformen im Alpenraum zu etablieren. Detaillierte Infos zum Bergsteigerdorf Kreuth gibt es in der Broschüre, die unten im Downloadbereich frei zur Verfügung steht.
21 Partnerbetriebe vor Ort
Die Bergsteigerdörfer leben von der Unterstützung durch die Bürgerinnen und Bürger vor Ort. In Kreuth können sich die Menschen mit der dahinter stehenden Philosophie offensichtlich sehr gut identifizieren: Insgesamt 21 Betriebe sind bereits als Partner registriert und bieten bergsportspezifische Dienstleistungen, spezielle Nachlässe oder nachhaltige und lokale Produkte. Darunter sind neben Beherbergungsbetrieben auch die Naturkäserei Tegernseer Land, eine Bäckerei, ein Feinkostladen, ein Wirtshaus und ein Taxidienst. Einzelheiten dazu sind in der Bergsteigerdorfbroschüre “Kreuth” nachzulesen, die unten im Downloadbereich zur freien Verfügung steht.
Neu: das Kreuther Mobilitätskonzept
Kreuth liegt an der Durchgangsstraße in Richtung Achensee und Inntal. Entsprechend hoch ist das Verkehrsaufkommen an Wochenenden, zugleich ist die Anbindung der Tourenausgangspunkte an den öffentlichen Nahverkehr unzureichend. Die Gemeinde nimmt die Auszeichnung als Bergsteigerdorf deshalb zum Anlass, aktiv zu werden. So wird es ab dem Tag der Siegelverleihung, also ab dem 13. Juli 2018, einen Bergsteiger-Shuttlebus geben, der das vorhandene Fahrplanangebot ausweitet, so dass Wanderer mit dem Bus zu den Ausgangspunkten der Wanderungen und auch von dort wieder zurück kommen können. Gleichzeitig wird durch diese Fahrplanerweiterung die Anbindung an die Tiroler Nachbargemeinde deutlich verbessert. Diesen Service lässt sich die Gemeinde einen fünfstelligen Betrag kosten.
NEU: Spezielles Kartenmaterial für ein spezielles Dorf
Druckfrisch ist ab sofort das eigens für das Bergsteigerdorf gestaltete Kartenblatt “BY13a –Kreuth und Umgebung” in der Tourist-Info Kreuth und im DAV-Shop erhältlich. Das Besondere daran: durch den neuen Kartenschnitt sind nun alle Touren rund um das Bergsteigerdorf Kreuth in einer einzigen Karte abgebildet; bislang waren dafür drei Karten nötig. Auf der Kartenrückseite gibt es zusätzliche Informationen zu den Bergsteigerdörfern und allen Partnerbetrieben im Ort. Die Kartenserie “Alpenvereinskarten Bayern” ist ein gemeinsames Produkt des DAV und LDBV (Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung) und deckt den gesamten bayerischen Alpenraum mit hochwertigen topografischen Karten ab.
Bergsteigerdörfer international – Erfolg bestätigt
Die Bergsteigerdörfer werden immer internationaler. Mittlerweile sind neben dem Deutschen Alpenverein die alpinen Vereine in Österreich, Südtirol und Italien mit an Bord. Und seit dem 26. Mai dieses Jahres gibt es mit Jezersko das erste slowenische Bergsteigerdorf. Am 5. August wird Lungiarü in Südtirol dazukommen, und im Oktober das Val di Zoldo im Trentino. Ende 2018 werden es also 28 Bergsteigerdörfer in vier Ländern sein, in denen übrigens vier Sprachen gesprochen werden: deutsch, italienisch, slowenisch und ladinisch.
Bergsteigerdörfer: Was ist das genau?
Die Initiative der Bergsteigerdörfer hat der Österreichische Alpenverein 2005 ins Leben gerufen. Damals wurden 20 Orte in Österreich ausgezeichnet, die sanfte Tourismusformen fördern, Kultur und Brauchtum erhalten und die Attraktivität von wirtschaftlich benachteiligten Alpenregionen stärken wollen. Bergsteigerdörfer setzen ein Zeichen in der Tourismusentwicklung im Alpenraum: Dort hat die Natur Vorrang, Schutzgebiete werden erhalten und gepflegt, seilbahntechnische Erschließungen sind kein Thema, sanfter Tourismus ist in der Gemeindepolitik kein Fremdwort, Kultur und Brauchtum werden gelebt. Im Schulterschluss mit den Gemeinden setzen sich die alpinen Vereine in den Bergsteigerdörfern für eine nachhaltige und umweltschonende Tourismusentwicklung im Alpenraum ein.
Alle Informationen dazu gibt es unter www.alpenverein.de/bergsteigerdoerfer