Seit Mitte der 1980er prägt Bätzing als einer der bedeutendsten Alpenforscher die Diskussion um die Entwicklung und den Schutz der Alpen. Problemorientierte Lösungsvorschläge bilden den Kern seiner Forschungsarbeiten, damit die Alpen “Orte des guten Lebens” bleiben oder wieder werden. Für die Entwicklung der Alpenkonvention hat er entscheidende Impulse gegeben.
Forschungsgrundlagen und Beitrag zur Alpenkonvention
Die piemontesischen Alpen, eine von Abwanderung geprägte Region im Grenzland zwischen Italien und Frankreich sowie das hochtouristische Gasteiner Tal in Österreich bildeten zentrale Ausgangspunkte für die Forschungsfragen Werner Bätzings, die er vor allem den Wechselwirkungen von Natur, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik in den Alpen widmete. Aufgrund Bätzings umfassenden Untersuchungen wissen wir heute, dass es sich bei den Alpen nicht um eine einheitliche “ökologische Insel” im Zentrum Europas handelt, sondern vielmehr um einen stark fragmentierten Raum in der Peripherie der europäischen Metropolen.
“Die Alpen liegen zwischen den Polen von Übernutzung und Abwanderung” so eine Kernaussage von Werner Bätzing. Metropolen wie München oder Mailand dehnen ihren Einfluss immer mehr in den Alpenraum aus und die großen Verkehrsadern sowie touristische Zentren fördern diese Entwicklung zusätzlich. Gleichzeitig leiden Regionen wie etwa das Piemont unter wirtschaftlicher Schwäche und Abwanderung. Um den Alpen als geografische Einheit gerecht zu werden, ist ein darauf gerichtetes politisches Denken und Handeln erforderlich.
Die politische Konsequenz eines solchen Denkens ist das internationale Abkommen zum Schutz der Alpen, die Alpenkonvention. Die Konvention hat – wie Bätzings Forschungsansatz – die nachhaltige Entwicklung der Alpen zum Ziel und wurde von seinen Arbeiten inhaltlich immer wieder beeinflusst.
Konzept der ausgewogenen Doppelnutzung
Die von der CIPRA stark getragene Idee der Alpenkonvention konnte bisher allerdings nicht die Wirkung entfalten, die man sich in den 1990er Jahren erhofft hatte. Die schleppende Umsetzung der Konvention wird zudem aktuell von Überlegungen zu einer makroregionalen Alpenstrategie überlagert. Diese soll einen weit größeren geografischen Raum umfassen als die Alpenkonvention und damit auf die starken räumlichen Verflechtungen reagieren.
Allerdings werden nach Ansicht von Werner Bätzing die Alpen mit dieser Ausweitung zu einer peripheren Randregion und laufen Gefahr, von den voralpinen Metropolen dominiert zu werden. Das würde dem Credo von Werner Bätzing zuwider laufen, das von einem dezentralen Lebens- und Wirtschaftsraum Alpen ausgeht. Dieses Konzept der ausgewogenen Doppelnutzung der Alpen steht auch im Kern der Arbeit der Alpenschutzkommission CIPRA.
Mit der Ehrung durch den Deutschen Alpenpreis dankt CIPRA Deutschland Prof. Dr. Werner Bätzing für die Impulse, die er über Jahrzehnte mit seinen Arbeiten für die nachhaltige Entwicklung der Alpen geleistet hat. Seine Forschung betrieb Bätzing von seinem Lehrstuhl am Institut für Geographie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg aus, wo er im vergangenen Jahr emeritiert wurde.
Der Deutsche Alpenpreis
Die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA Deutschland verleiht zusammen mit ihren Mitgliedsverbänden zum vierten Mal den Deutschen Alpenpreis. Mit dem Deutschen Alpenpreis werden herausragende Persönlichkeiten aus Politik, Verwaltung, Verbänden, Wissenschaft oder aus dem bürgerschaftlichen Engagement für ihren Einsatz für eine nachhaltige Entwicklung des (deutschen) Alpenraumes gewürdigt.
Erster Preisträger im Jahr 2006 war Prof. Dr. Klaus Töpfer, Umweltminister und Initiator der Alpenkonvention. Der zweite Preisträger Dr. Helmut Karl wurde im Jahr 2008 als geistiger Vater des Alpenplans geehrt. Der dritte Deutsche Alpenpreis ging 2011 an Dr. Wolfgang Burhenne; er war Mitbegründer der CIPRA und 1952 ihr erster Generalsekretär.