Aus allen Teilen der Republik kamen die größten Klettertalente nach Hilden, um sich an der steilen Wettkamfpwand der “Bergstation” zu messen. Hier hatten die Routenbauer um Christian Bindhammer den Athletinnen und Athleten einige recht anspruchsvolle Routen an die Wand gezaubert.
In der Qualifikation schafften es sowohl bei den Damen, als auch bei den Herren nur sehr wenige bis zum Topgriff. Im Halbfinale und Finale blieb eine Top-Begehung leider komplett aus – dennoch brachten die Sportlerinnen und Sportler ihre besten Leistungen an die Wand und lieferten den Zuschauern vor Ort und am Livestream einen spannenden Wettkampf.
Altbekannte Favoriten und Überraschungsauftritte
Die Startliste in Hilden war hochkarätig besetzt: Neben den Vorjahressiegern Johanna Holfeld (DAV Sächsischer Bergsteigerbund) und Ruben Firnenburg (DAV Rheinland-Köln) waren einige Athletinnen und Athleten gemeldet, die sowohl auf nationaler, als auch internationaler Ebene bereits einige Erfolge einfahren konnten.
Christoph Hanke (DAV Ringsee) zum Beispiel hatte in dieser Saison schon auf den Lead Weltcups gute Ergebnisse erzielt und ging in Hilden als einer der Favoriten für den Meistertitel ins Rennen. Auch Yannick Flohé (DAV Aachen), der in der Juniorenwertung auf europäischer Ebene schon einige Medaillen abräumen konnte, hatte gute Chancen auf das Podium.
Im Halbfinale überraschte aber auch Timon Schneider (DAV Frankfurt/Main) mit einer beeindruckenden Leistung in der komplexen Route und qualifizierte sich neben Jan Hojer, Christoph Hanke, David Firnenburg (DAV Rheinland-Köln), Moritz Hans (DAV Schwaben), Yannick Flohé (DAV Aachen) und Max Kleesattel (DAV Schwäbisch-Gmünd) auf Platz sechs für das Finale. Am Ende kam er auf den achten Platz – ein sehr gutes Ergebnis für den 17-Jährigen.
Für den letztjährigen Titelträger Ruben Firnenburg (DAV Rheinland-Köln) endete der Wettkampf nach einem Einspruch leider nach dem Halbfinale. Weil er beim Clippen in den Karabiner gegriffen hatte, wurde seine Wertung heruntergestuft und er fiel auf Rang 13 zurück. So verpasste er den Finaleinzug und Moritz Hans rückte ins Finale nach. Er kam schließlich auf den sechsten Platz.
Hojer überholt die Konkurrenz im Finale
Christoph Hanke zog nach dem Halbfinale als Führender ins Finale ein und startete hier anfangs ohne große Probleme in die anspruchsvolle Route.
Nach einem Sprung zu einer schlechtgriffigen Halbkugel im oberen Wandteil schaffte er es leider nicht mehr, das Seil in die Expresse einzuhängen und verpasste so den ersten Podiumsplatz nur knapp. Hanke darf sich aber nun Deutscher Vizemeister im Lead nennen.
Weiter als Hanke kam nur Jan Hojer in der Finalroute. Mit einer Höhe von 35+ setzte sich Deutschlands erfolgreichster Wettkampfkletterer an die Spitze und holte sich den Deutschen Meistertitel im Lead 2017. Der dritte Platz ging an Lars Hoffmann (DAV AlpinClub Hannover), der damit sein bisher bestes Ergebnis in der Seniorenwertung auf nationaler Ebene erreichte.
Spannendes Finale bei den Damen
Auch bei den Damen sorgten einige Athletinnen für Überraschungen. Allen voran Sofie Paulus (DAV Coburg), die sich bei der Süddeutschen Meisterschaft eigentlich nicht unter den besten Acht platzieren konnte und dadurch nicht für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert war. Aufgrund eines Startverzichts einer anderen Athletin konnte sie aber nachrücken und einen der begehrten Startplätze ergattern.
Spätestens im Halbfinale stellte die 21-Jährige ihr Potenzial mehr als deutlich unter Beweis: Sie kletterte in der Halbfinalroute am weitesten und kam als Führende eine Runde weiter. Im Finale verließ sie leider das Glück und sie stürzte schon bei Zug 23+ ins Seil. So kam sie am Ende auf Rang fünf.
Erfolgreiche Saison für Hannah Meul
Hannah Meul (DAV Rheinland-Köln) schaffte es als einzige über die schwierige Schlüsselstelle auf Höhe des 29. Zuges hinaus und kam sogar noch einige Meter weiter. Erst bei Zug 40+ fiel sie aus der Wand, hatte sich damit aber den Deutschen Meistertitel redlich verdient. Damit fügte sie einer bereits erfolgreichen Saison ein weiteres Spitzen-Ergebnis hinzu.
Nach mehreren Medaillen auf nationaler wie internationaler Ebene ist die 16-Jährige nun nicht nur Deutsche Meisterin im Lead, sondern qualifizierte sich darüber hinaus auch für die Youth Olympic Games 2018 in Buenos Aires.
Johanna Holfeld (DAV Sächsischer Bergsteigerbund), die letztjährige Deutsche Meisterin, nahm die Silbermedaille mit nach Hause, Bronze ging an Alma Bestvater (DAV Weimar).
Christoph Gabrysch, scheidender hauptverantwortlicher Organisator für die DAV Kletterwettkämpfe, zieht eine positive Bilanz nicht nur aus dieser Deutschen Meisterschaft, sondern aus der vergangenen nationalen Wettkampfsaison: “Die Deutsche Meisterschaft in Hilden muss den Vergleich mit so manchem Weltcup nicht scheuen. Die Veranstaltung war ein Event, dass allen Beteiligten sicher lange in Erinnerung bleiben wird.”
Nach sieben Jahren verlässt Gabrysch zum Januar den Deutschen Alpenverein und blickt auf eine lange Entwicklung zurück:
“Ich freue mich, dass wir über die Jahre hinweg ein so hohes Niveau bei der Veranstaltung von nationalen, aber auch internationalen Kletterwettkämpfen – wie dem Weltcup im Olympiastadion – erreicht haben. Ich denke, dass der DAV für die kommenden Herausforderungen im Hinblick auf die Olympischen Spiele gut gewappnet ist.”
Ergebnisse Deutsche Meisterschaft Lead 2017
DAMEN
Hannah Meul (DAV Rheinland-Köln)
Johanna Holfeld (DAV Sächsischer Bergsteigerbund)
Alma Bestvater (DAV Weimar)
HERREN
Jan Hojer (DAV Frankfurt/Main)
Christoph Hanke (DAV Ringsee)
Lars Hoffmann (DAV AlpinClub Hannover)