Und täglich grüßt das Murmeltier: Juliane Wurm, die Sechzehnte…

Bei den Damen durfte als erste Starterin im Finale Anna-Katharina Böhm an die Wand. Die Kletterin des Sächsischen Bergsteigerbundes hatte allerdings bereits im unteren Wandteil Probleme und musste die Segel relativ früh an einem weiten Zug streichen. Nicht anders erging es der nächsten Starterin, Irina Mittelman, die an der gleichen Stelle scheiterte. Für Luisa Neumärker ging es dann zwar noch ein paar Züge weiter, aber die Mitfavoritin hatte wohl selbst nicht mit ihrem Abflug bereits in Wandmitte gerechnet.So konnte Neumärker zwar auf der Leader-Bank Platz nehmen, wusste aber, dass die starken Kolleginnen Dull und vor allem Wurm noch folgen würden. Ines Dull zeigte dann, dass sie sich ihren Ruf als Kämpfernatur nicht umsonst verdient hat: Die kleine Allgäuerin fightete sich Zug um Zug nach oben und über die Höchstmarke von Neumärker, bevor sie sichtlich ausgepumpt vor einem weiten Aufhockerzug aus der Wand kippte. Damit hatte sie zumindest schon einmal den Vizemeistertitel sicher, denn nur noch Juliane Wurm konnte sie von der Leaderbank verdrängen.

Die Wuppertalerin, von der sich die Zuschauer nun die einzige Topbegehung der Finalroute erhofften, zeigte nach einer nun langen nationalen und internationalen Wettkampfsaison jedoch unerwartete  Schwächen: Auch sie musste sich über die harten Passagen erst einmal zum Höchstpunkt von Dull vorarbeiten und man sah ihr an, dass sie nun wirklich am Limit kletterte – etwas, was man von Wurm national nicht allzu oft sieht. Sie schaffte es zwar noch ganz knapp über die Wertung der Allgäuerin, am nächsten Zug, dem weiten Aufhocker, scheiterte aber auch sie.Damit holte sie sich zum vierten Mal in Folge den Damen-Meistertitel – wenn auch mit dem knappsten Vorsprung bislang. Insgesamt kommt sie jetzt auf sechzehn nationale Meistertitel… Ihr Kommentar nach dem Finale: “Ich freue mich jetzt auch mal auf eine Pause…” Aber sie wollte ja zuvor noch am nächsten Tag ihren letzten Jugendmeistertitel  gewinnen…

Lycraalarm im Herrenfinale

Danach folgten die Herren und hier wurde gleich bei den ersten Startern klar, dass die Finalroute ein echtes Brett ist: Mathias Conrad, Florian Böbel und Johannes Lau mussten vom Boden weg knallharte Boulderzüge klettern und plumpsten bereits nach wenigen Metern entkräftet ins Seil. Conrads Statement dazu: “knüppelhart!”  Der erste, von dem man hoffte, dass er über die harten Sequenzen in Richtung grünes Rast-Volumen klettern könnte, war Vorjahresmeister Jan Hojer.Selbiger hatte sich zum feierlichen Anlass der Meisterschaft von einem Kumpel eine rosa Leggings (!) ausgeliehen und trat sehr zur Erheiterung der Zuschauer im 80er-Jahre Look zum Finale an. Und siehe da: Das Latex-Beinkleid schien ihm Glück zu bringen, denn er konnte zumindest noch ein paar Züge weiter als der bis dato Führende, Johannes Lau, klettern, bevor aber auch für ihn Schluss war. Nun wusste man definitiv: Die Route muss ein Brett sein!Auch der nach Hojer startende Markus Hoppe musste gleich zu Beginn kämpfen und konnte schließlich nach einem geschickten Handwechsler noch einen Zug weiter als Hojer klettern.  

Damit durfte sich der Dresdner auf die Leaderbank setzen und sah den nach ihm startenden Stefan Danker bereits deutlich unter seiner eigenen Höhe abtropfen. Nun konnten es nur noch die beiden Führenden richten: Christian Bindhammer probierte es mit der gleichen Handwechsel-Variante wie Hoppe, sah sich kurz darauf aber ebenfalls schulterzuckend am Boden – Hoppe durfte auf der Leaderbank sitzen bleiben.Nun trennte den Sachsen nur noch ein Starter vom Meistertitel: Thomas Tauporn, der sich in dieser Saison regelmäßig in den Finals der Weltcups getummelt  hatte, betrat als Letzter der Herren die Halle und kletterte in gewohnt flüssigem Stil über die schweren Passagen. Aber auch er schaffte es nicht, das grüne Volumen zu erreichen – den Griff, den Hoppe noch berührt hatte, erreichte der Schwabe nicht mehr.Damit hatte Markus Hoppe wohl nicht gerechnet: Nach seinem Bouldermeistertitel von 2007 holte er sich nun auch den Leadtitel vor Tauporn, Hojer, Bindhammer und Danker. Seine Ansage danach für 2010: “Boulder- und Leadmeister in einem Jahr – das gab`s noch nie!” Wir werden sehen…

Speedmeister: Baumann und Haag machen das vertikale Rennen

Nach dem Leadfinale stand am Abend auch noch das Finale der deutschen Speedmeisterschaft auf dem Programm – die Quali hatte bereits am Nachmittag stattgefunden. Hier gab es eine kleine Überraschung, setzten sich doch (zumindest bei den Herren) ausnahmsweise einmal die Kletterer durch, die nicht oder nur kaum an der Normspeedwand trainieren können:  Jonas Baumann (Wuppertal) holte nicht nur den Tagessieg, sondern auch knapp den Gesamtsieg in der deutschen Speedmeisterschaft vor dem Schwabenduo Fabian Bosler und Florian Böbel.Zweiter der Tageswertung hinter Baumann wurde Maximilian Porscha (Schwaben) vor Mathias Conrad. Klare Sache bei den Damen: Die haushohe Favoritin Isabell Haag (Schwaben) holte sich ebenfalls das Duo aus Tagessieg und Meisterschaft und bleibt damit im Speed 2009 national ungeschlagen. Deutsche Speed-Vizemeisterin wurde Andrea Fichtner (Stuttgart) vor Annemarie Stangaciu (Freiburg-Breisgau). In der Tageswertung konnte Andrea Fichtner ebenfalls auf den zweiten Rang klettern, gefolgt von Selina Beck (Schwaben).

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QuelleMatthias Keller (DAV), Fotos: Torsten Wenzler (augenblicke.tv)