“Für mich war dies wohl mein schönstes Bergsteigererlebnis. Es ist selten, dass man einen Gipfelerfolg mit so vielen engen Freunden teilen darf: Simon, die gesamte NORTH6 Crew, alle haben sich so gefreut und ins Zeug gelegt, damit Simon und ich es schaffen”, sagt Roger Schäli nach der erfolgreichen Besteigung der Grandes Jorasses. “Diese positive Energie war wirklich einzigartig und überall zu spüren.”
Simon Gietl hätte sich mit keinem anderen Seilpartner die Realisierung von NORTH6 vorstellen können. Für ihn ist das Projekt ein einzigartiges Erlebnis, das “eine neue Dimension an Erlebnissen, Eindrücken und Abenteuern” mit sich brachte. “Es war fantastisch, diese 18 Tage, die das umfangreiche Projekt ausgefüllt hat, mit Roger verbringen zu dürfen”, sagt Simon in seiner Sprachnachricht, die er kurz nach Projektende sendet. Er betont, dass es für ihn eine “Ehre ist, mit Roger Schäli ein Team zu bilden, um Träume zu realisieren.”
Beide danken dem gesamten NORTH6-Team, ihren Familien und Freunden für die “mega Unterstützung”, ohne die ihr ambitioniertes Projekt rund um die sechs klassischen Nordwände der Alpen nicht möglich gewesen wäre.
Nach einer kurzen Nacht in der Schutzhütte Refuge de la Charpoua (2.841 m) – die Alpinisten Simon Gietl und Roger Schäli kamen erst gegen 1.30 Uhr am frühen Morgen nach erfolgreicher Besteigung der Petit Dru (3.733 m) in der Hütte an – klingelte der Wecker ein weiteres Mal in den frühen Morgenstunden: Die sechste und letzte klassische Nordwand lockte bei besten Bedingungen. Auch dieses Schönwetterfenster galt es zu nutzen, denn erneut kündigte sich Regen an.
Bei Sonnenschein und guter Thermik zogen die Gleitschirm-Piloten Roger und Simon ihre Paragleiter auf und starteten in der Nähe der Charpoua Hütte in Richtung Mer de Glace. Nach einem aussichtsreichen Flug mit Blick auf die letzte klassische Nordwand, ihr finales NORTH6-Ziel Grand Jorasses, landeten die zwei Bergsteiger sicher am Fuße des größten französischen Gletschers und konnten zügig zur Schutzhütte Refuge de Leschaux (2.431 m) zusteigen.
Dort angekommen, machte das eingespielte Team letzte Vorbereitungen für die Besteigung am Folgetag und schonte die Kräfte für die intensive Tour durch die Nordwand des Viertausenders im Mont Blanc Massiv.
Bei erstem Tageslicht standen Roger und Simon am Bergschrund. Die ersten Meter der Route “Direktes Leichentuch”, bei der rund 1.100 Höhenmeter zu bewältigen sind, seien gefühlt die schwierigsten gewesen, erinnert sich das Team nach erfolgreicher Unternehmung. Die Route wählten sie, um möglichst schnell voranzukommen und gegen 15 Uhr den Gipfel zu erreichen.
NORTH6 in Zahlen:
30.770 Höhenmeter im Aufstieg und 29.470 Höhenmeter im Abstieg – davon auch einige mit dem Gleitschirm.
1.011 Kilometer mit dem Rennrad. Der gesamte Projektzeitraum erstreckte sich über 18 Tage. Die konkrete Challenge meisterten Roger und Simon in 14 Tagen. Die verbleibenden 4 Tage waren einem Ruhetag und Schlechtwettertagen mit Regen und Schnee (über 2.000 Metern) geschuldet.
Von der Nordwand der großen Zinne (2.999 m), über die höchste klassische Nordwand der Alpen am Matterhorn (4.478 m) bis zur letzten Nordwand der Grandes Jorasses (4.208m).