Die wunderschöne, aber auch sehr abgelegene Felslandschaft in den Northwest Territories ist bekannt für ihre gigantischen Granitwände bis zu 800m hoch.
Fotostrecke: Ines Papert und Lisi Steurer in Kanada
Die Feary Meadows (Märchenwiesen) bilden den optimalen Ausgangsort für alpine Unternehmungen im "Cirque of the unclimbables". Das Camp ließ sich für uns von Blackstone per Wasserflugzeug (90 min) zum Glacier Lake und einem langen Tagesmarsch erreichen.
Neue Route – Lisi s Feuertaufe
In der kanadischen Wildnis gelingt uns eine phantastische, aber auch anhaltend schwierige Erstbegehung am Middle Huey Spire Southface 400m. Wir folgen den logischen Rissen über ein offensichtliches Verschneidungssystem im linken Wandteil, das uns über riesige Dächer führt. Zur Absicherung verwenden wir fast ausschließlich mobile Sicherungen (Normalhaken, Klemmkeile und Camalots). Die Standplätze und 4 weitere notwendige Zwischensicherungen versehen wir mit Bohrhaken.
Dank einer britischen Expedition, die uns 90m Statikseil zurückgelassen hatten, können wir den oberen Teil in einem Push durchklettern. Bis zum Gipfel wird uns kein Meter geschenkt, die Kletterei ist anhaltend schwer und sehr ausgesetzt. Zu unserem Glück sind die Tage lang. Nach 3 tägiger Vorarbeit erreichen wir am 2. August 2009 um 21 Uhr erstmalig den Gipfel des Middle Huey Spire. Für Lisi ist es die erste alpine Erstbegehung, entsprechend groß ist unsere Freude.
Der Abstieg per Basejump wäre der Schnellste (für einen Basejumper), das Gelände bietet sich dafür an. Doch wir haben genug Adrenalin in den Adern von unserer Begehung und sind froh, daß wir über unsere Route zum Wandfuss abseilen können.
Freie Begehung: 5.13- "Power of Silence"
Spannend bleibt die Frage offen, ob wir den freien Durchstieg realisieren können. Die Erstbegehung erforderte alle Tricks des technischen Kletterns und die Wand ist sehr steil. Auch die Frage, ob unser Wetterglück wohl anhält, lässt uns den wohlverdienten Pausetag fast zur Qual werden. Aber das Wetter ist auf unserer Seite, selbst nach einem Regentag ist die Wand noch trocken.
Wir üben einen weiteren Tag am Durchstieg, putzen unsere Route und 2 Tage später gelingt Ines die freie Begehung. Am Nachmittag des 7. August stehen wir ein weiteres Mal, glücklich über den Durchstieg auf dem ausgesetzten Gipfel.
"Power of Silence" scheint uns der treffendste Name. Die Stille und Einsamkeit in der Wildnis geben uns Kraft und lässt uns als Team harmonisch agieren. Die Bewertung lautet 5.13- (7c+). 11 Seillängen, davon die meisten 5.11 und 5.12
Sie ist erst die zweite Route durch die großteils überhängende Südwand des Middle Huey Spires und führt wohl auf einen der bislang einsamsten Gipfel in dem Gebiet.
Lotus Flower Tower In einer stabilen Schönwetterphase, was für diese Gegend sehr ungewöhnlich ist, konnten wir uns zwei weitere Träume verwirklichen, die onsight Besteigung des prominentesten Gipfels der Region, dem Lotus Flower Tower 800 m "South East Buttress" 5.10c in 9,5 h sowie die erste freie Begehung (Ines) der 11 Seillängen von "Riders on the Storm" 5.12 d (7c) am East Huey Spire.
Wir danken unseren Freunden aus Canada, Chris Atkinson und Marc Piche, die uns inspiriert haben. Aufgrund ihrer Arbeit an einem Guidebook sowie einem Coffee Table Book bekamen wir die Möglichkeit, dieses wunderschöne Fleckchen Erde zu besuchen.
Ein herzlicher Dank an unsere Sponsoren, die uns immer wieder bei unseren Aktivitäten unterstützen: Arcteryx, Gore Tex, Black Diamond, Lowa, Julbo, Wild Roses, Suunto.