Keiner der Konkurrenten vor ihm und auch niemand der drei weiteren Kletterer, die nach dem Halbfinale mit einer Topbegehung mit Hoppe gleichauf gelegen hatten, schaffte es, die spektakuläre Finalroute zu durchsteigen. Damit holte sich Hoppe nach 2009 erneut den Titel vor heimischem Publikum.
Fotostrecke: DM 2010 Leipzig
Vor dem Finale hatten noch vier Herren mit einer Topbegehung des Halbfinales gleichauf auf dem ersten Platz gelegen: Markus Hoppe, Thomas Tauporn (Schwäbisch Gmünd), Alexander Megos (Erlangen) und Überraschungsmann Mathias Conrad (Zweibrücken), der die 500 Zuschauer mit einer sehr beeindruckenden Blitzbegehung der Halbfinalroute begeistert hatte.
Von diesem Führungsquartett scheiterte Conrad jedoch als erster an dem spektakulären Sprung im Abschlussdach, den er mit vollem Risiko als beidhändigen Sprung anging. Markus Hoppe löste diese Stelle danach ohne Sprung mit einem weiten Aufspanner und fand anschließend den optimalen Faustklemmer im Riss-Volumen vor der Ausstiegsplatte. Spätestens nachdem sich der erfahrene Risskletterer Hoppe hier sichtlich erholen konnte, war klar, dass er auch die restlichen acht Züge bis zum Top würde klettern können.
Die beiden nachfolgenden Finalisten Tauporn und Megos scheiterten beide jeweils hauchdünn vor dem Topgriff – Thomas Tauporn berührte sogar knapp noch die Grifffläche, die er aber nicht mehr halten konnte und sicherte sich so hinter Hoppe den Vizemeistertitel.Stark auch Youngster Alexander Megos, der den anstrengenden Aufrichter zum Topgriff dreimal ankletterte, dann aber wie Tauporn knapp scheiterte. Die weiteren Finalisten mussten bereits weiter unter in der spektakulären Finalroute des Routenbauertrios Robert Heinrich, Timo Preussler und Ole Herrenkind die Segel streichen.
Jan Hojer (Frankfurt) schaffte es zwar noch durch die Hangelpassage im Abschlussdach, scheiterte aber am Slopervolumen vor der Asustiegsquerung. Der Meister von 2008 belegte damit Rang 4. Felix Neumärker (SBB) kam zumindest noch in das Abschlussdach und sicherte sich so den fünften Platz vor Stefan Danker (Landshut), bei dem diesmal überraschend früh der Strom ausfiel.
Mit seinem Risikosprung landete Mathias Conrad auf Platz sieben vor Pechvogel Christian Bindhammer, dem es wieder einmal nicht vergönnt war, sein Projekt “Zehn Meistertitel” zum Erfolg zu bringen: Nachdem ihm bereits in der Halbfinalroute ein Time-Out wegen Zeitüberschreitung ereilte, vergaß der Kemptener im Finale gleich am dritten Haken das Seil einzuhängen – ein Zurückklettern war ihm nicht mehr möglich – frustriert fiel er ins Seil und schlug sich ungläubig an den Kopf.
Mit Markus Hoppe schafft erstmals seit Christian Bindhammer 2002 wieder ein Kletterer bei den Herren seinen Meistertitel zu verteidigen – für Hoppe ist dies umso schöner, weil er diese Saison vom Verletzungs- und Unfallpech verfolgt gewesen war und in Leipzig eher defensiv an den Wettkampf heran gegangen war.
Und wieder grüßt das Wurm`sche Murmeltier…
Auch bei den Damen war es ein Time-Out im Halbfinale, der letztendlich vielleicht sogar DM-entscheidend war: Ines Dull (Allgäu-Kempten) überschritt wenige Züge vor Top die maximale Kletterzeit und musste abspringen, während ihre schärfste Konkurrentin Juliane Wurm (Wuppertal) in der regulären Zeit noch einen halben Zug weiter kam. Dabei schien Dull noch die größeren Reserven als die sichtlich am Anschlag kletternde Wurm zu haben.
Im Finale waren es wieder die beiden Hauptfavoritinnen, die mit der Route am besten zurechtkamen. Beide kletterten top, Wurm war es jedoch, die aufgrund des besseren Halbfinalergebnisses ihren fünften Deutschen Meistertitel in Folge holte – Dull blieb nach einer ähnlich knappen Entscheidung wie 2009 erneut nur der Vizemeistertitel – sie hatte sichtlich mit den Tränen zu kämpfen.
Mit Luisa Neumärker (SBB) auf Rang drei stand exakt das gleiche Podium wie zur DM 2009 bei der Siegerehrung. Selbst Meisterin Juliane Wurm hätte ihrer Konkurrentin Dull den Titel gegönnt – zumal Wurm sich zurzeit schon wieder auf den Boulder-Weltcup 2011 vorbereitet und die DM aus dem Aufbautraining heraus mitgenommen hat. So ist Juliane Wurm weiter auf dem Weg, die erfolgreichste deutsche Kletterin aller Zeiten zu werden – mittlerweile vereint die Wuppertalerin 16 Deutsche Meistertitel in allen drei Disziplinen Lead, Bouldern und Speed!
Hinter dem Podiumstrio konnte eine weitere Lokalmatadorin auf den vierten Platz klettern: Anna-Katharina Böhm (SBB) schob sich damit noch an Isabell Leiner (Zweibrücken) vorbei, die nach dem Halbfinale noch vor ihr gelegen hatte. Saskia Schuster (Frankfurt), die nach dem Halbfinale noch Vierte gewesen war, konnte nicht mehr an ihre Leistung anknüpfen und landete auf Platz sechs.
Speedcup handgestoppt
Der abschließende Speedcup am Abend war leider von technischen Problemen gekennzeichnet, so dass die Zuschauer lange auf die neuen deutschen Speedmeister und die anschließende Siegerehrung warten mussten. Handgestoppt schafften es schließlich Andrea Fichtner (Stuttgart) und Simon Bosler (Schwaben) zu neuen Meisterehren, Zweite in der Speedmeisterwertung wurden die verletzt abwesende Isabell Haag vor Selina Beck (beide Schwaben).Bei den Herren landete Florian Böbel (Schwaben)vor seinem Sektionskollegen Philipp Hans auf dem zweiten Platz. Damit waren sowohl das Damen- als auch das Herren-Speedpodium komplett in schwäbischer Hand – ein weiteres Zeichen für die gute Arbeit am Speedstützpunkt in Stuttgart.
Den Tagessieg in Leipzig holten sich jedoch an der Classic Speedroute überraschenderweise nicht die Speedspezialisten aus Schwaben, sondern Jan Hojer (Frankfurt/ Main) und Isabell Leiner (Zweibrücken), die damit bewiesen, dass auch Leadkletterer schnell die Wand hinauf spurten können.