FIVE TEN - Brand of the Brave: 30 Jahre Reibung, Leistung, Meilensteine
FIVE TEN - Brand of the Brave: 30 Jahre Reibung, Leistung, Meilensteine

Seitdem haben Kletterer wie Chris Sharma Fred Nicole, Dean Potter und Mountainbike-Profis wie Sam Hill und Danny MacAskill mit Schuhen von FIVE TEN Meilensteine in der Kletter- und MTB-Geschichte hinterlassen.

Charles Cole ist nicht irgendein Kletterer. Als er, 30 Jahre alt, wegen seiner rutschigen Schuhe beinahe ins Jenseits schleuderte, hatte er ein Ingenieur-Studium und zahlreiche Erstbegehungen im Yosemite auf dem Konto (z.B. Jolly Rogers, dem Testpiece an der Südwest-Seite des El Cap). Es erscheint wie ein Witz, dass einer, der wahnsinnig schwer klettern konnte, erst einmal Schuhe entwickelte, die den Zu- und Abstieg sicherer machen sollten. 1985 kam Five Teenie auf den Markt, der erste Zustiegsschuh mit einer Stealth high-friction-Sohle. Mehr Reibung, mehr Sicherheit – das war die Philosophie des jungen Unternehmens FIVE TEN.

Fotostrecke: 30 Jahre FIVE TEN



Mehr Reibung. Mehr Leistung

Dass mit der neu entwickelten Stealth-Sohle aber noch ganz andere Dinge möglich waren, blieb anderen Kletterern nicht lange verborgen. 1986 stehen die weltbesten Kletterer bei den Besohlern Schlange, die mit Stealth arbeiten. Einige der Wettkampf-Kletterer besohlen ihre Schuhe heimlich, um von dem “Stealth-Vorteil” zu profitieren, denn eigentlich werden sie von ganz anderen Kletterschuh-Herstellern gesponsert … Die logische Entwicklung: 1987 bringt FIVE TEN seinen ersten eigenen Kletterschuh “The Vertical” an den Start. Mehr Reibung, mehr Leistung – die Erkenntnis am Granit des Yosemite geboren, führte 1988 bei FIVE TEN bald zu Stealth S1 – der Sohle mit der besten Reibung am Fels.

Perfekte Passform. Perfekte Performance

Als schließlich zwei Jahre später auch noch der erste Schuh mit Downturn und mit Velcros aus der FIVE TEN-Schmiede entlassen wurde, sprengte Charles Cole mit seinen Ideen den bisherigen Kletterhorizont. Der Franzose und Weltcup-Kletterer Jean-Baptiste Tribout zog sich 1992 Anasazis an, die legendären Pinkies von FIVE TEN, und holte sich die Erstbegehung von “Just do it” (8c+). Damals die schwerste Klettertour in den USA. Aber FIVE TEN ruhte sich nicht auf seinen Lorbeeren aus und schraubte weiter an seinen Schuhen. Ein asymmetrischer Leisten sollte für bessere Passform und Performance sorgen. Ein Rezept, das aufging.

Schwere Onsights. Harte Boulder. Große Haftung

Es ist vermutlich kein Zufall, dass FIVE TEN bei einigen der schwierigsten Klettereien in den nächsten Jahren, seine Hände bzw. seine Schuhe mit im Spiel hatte: Todd Skinner klettert Cowboy Direct (VII 5.13a) am East Face des Trango Tower in Pakistan Karakoram Himalaya clean (damit ist zum ersten Mal eine Route in diesem Grad clean geklettert worden); Elie Chevieux onsighted Massey Fergusson (5.14a) in den Calanques, der erste Onsight in diesem Grad weltweit. In den späten 90ern schenkt Fred Nicole der Boulderwelt mit Radja (8b+) den ersten Boulder in diesem Grad, natürlich mit Kletterfinken von FIVE TEN. 2000 setzt der Schweizer noch einen drauf und definiert mit Dreamtime 8c den Boulderknaller schlechthin.

Aber FIVE TEN wäre nicht FIVE TEN, wenn es da nicht bald wieder eine Neuentwicklung gebe. Und tatsächlich: 1996 ist FIVE TEN der erste Hersteller, der einen Schuh speziell für Frauen anbietet. Und weil die Kalifornier gerade so schön innovativ unterwegs sind, schocken sie die Konkurrenz gleich noch mit der Fishhook Mittelshohle. Der fischhakenförmige Einschnitt sorgt für ungekannte Sensibilität beim Klettern. Der Kletterer kann mit seinem dicken Zeh förmlich nach den winzigen Käntchen und Körnchen greifen – Downturn, Vorspannung und Asymmetrie sind überflüssig.

Mega-Grip – auch bergrunter

Im neuen Jahrtausend geht es für FIVE TEN den Berg runter – und zwar mit dem Mountainbike-Profi Sam Hill. 2002 wird er mit seinem ersten Paar FIVE TENSchuhen Junior-Weltmeister. Stealth Gummi ist seitdem auf bald jedem Siegertreppchen vertreten, wenn es ums Mountainbiken geht: Nathan Rennie, Danny MacAskill, Greg Minnaar – sie alle steigen mit Schuhen von FIVE TEN aufs Rad. Und wie die Kletterer schwören sie auf Stealth und den Mega-Grip auf dem Pedal.

Absolut fantastisch, aber real: die erste 9a+

Die wunderbare Reibungseigenschaften von Stealth sprechen sich auch bald in Hollywood rum und einer kriegt ganz große Ohren: Tom Cruise lässt Kletterikone Ron Kauk in Mission Impossible II ganz unglaubliche Klettermoves ausführen. Und selbst wenn beide Stars Moccasyms von FIVE TEN tragen, scheint der eine oder andere Zug hier eher ins Reich der Phantasie zu gehören. Kein bisschen weniger fantastisch, aber absolut real ist dann, was Chris Sharma 2001 mit seinen Anasazis anstellt: Er verlängert in Ceu¨se die Biographie und etabliert damit die erste absolut undiskutable 9a+. (Tom Cruise kann es mit dem Klettern auch nicht so ganz lassen und lässt sich für Mission Impossible 3: Ghost Protocol wieder von FIVE TEN ausstatten.)

Brand of the Brave

Und dann ist plötzlich ein junger Kerl in der Kletterszene dabei, der alles durcheinanderwirbelt: Dean Potter. Er meistert nicht nur haarsträubende Vorstiege und Free Solos, sondern erweitert das Klettern um viele Facetten. Er klettert 2008 Deep Blue Sea am Eiger und macht den ersten Free Base. Er läuft ungesichert über High Lines und fliegt den weitesten Weg mit einem Wingsuit. Immer dabei: FIVE TEN. “Mein erstes Paar Kletterschuhe war von FIVE TEN”, sagt Dean Potter in einem seiner letzten Interviews, welches im aktuellen FIVE TEN-Katalog 2015 erschienen ist.

“Es hat mich völlig umgehauen, auf was ich stehen konnte”, sagt er weiter. “Plötzlich konnte ich Touren klettern, die mir vorher völlig unmöglich erschienen”. Schuhe waren für ihn das wichtigste Teil der Ausrüstung. Mit Stealth-Sohlen habe er den Fels fühlen und so selbst im Free Solo sicher treten können. Stealth beeinflusste seinen gesamten Stil beim Klettern und ermöglichte ihm seine herausragenden Leistungen. Dean Potter war einer der besten “Brave”, der Tapferen, der Wilden, die sich mit FIVE TEN ins Abenteuer stürzen.

QuelleUlf Michels, Fotos: FIVE TEN