High sein auf der Highline

Ein junger Sport, dessen Ursprünge man in den 1970er Jahren im amerikanischen Yosemite Valley findet. Königsdisziplin dieser Sportart ist sicher ein in großer Höhe zwischen Gebäuden, aus Sicht der Kletterer besser noch zwei Felsen überbrückend, verspanntes Band – die Highline.

Fotostrecke: High sein auf der Highline

Fotos: © Helmut Schulze, Ralf Daubitz

Hierfür bieten sich die bizarren Felsen des Elbsandsteingebirges geradezu an. Drei Dresdner – Damian Jörren, Stefan Junghannß und Mike Ueberschär nutzen den Herbst und spannen an einem der wohl spektakulärsten Plätze der Sächsischen Schweiz ihre Highline. Rund 21 Meter trennen die Flachsköpfe vom Gipfel der Brosinnadel.

Für den Aufbau benötigen die drei "Highliner" reichlich 6 Stunden Zeit: Um keine Spuren zu hinterlassen, als auch ein Konfliktpotzenzial mit dem als konservativ bekannten Sächsischen Bergsteigerbund und der Nationalparkverwaltung zu vermeiden, nutzen sie zur Fixierung ihrer Highline keine Sicherungseinrichtungen und Bäume. In aufwändiger Arbeit werden beispielsweise die Auflageflächen der Spannkonstruktionen mit Teppichstücken gepolstert.
Im letzten Licht des Tages ist es dann soweit – die Highliner vor bilderbuchreifem Sonnenuntergang.

Als Fotograf, und in diesem Fall auch als Kameramann, habe ich die Gelegenheit an dieser Aktion beteiligt zu sein. Damian, Stefan und Mike übernachten vor Ort unter den Felsen, das Filmteam ist im nahegelegenen Dorfgasthof untergebracht. Sollte es ein fotogener Sonnenaufgang werden, wollen die Jungs ihre Leine noch einmal im Morgenlicht begehen. In der Dämmerphase des beginnenden Tages klingelt mein Telefon. Damian ruft an, mit der Frage, ob es lohnt zu fotografieren. Ein verschlafener Blick aus dem Fenster: draußen alles grau in grau, – “Lass uns lieber auspennen.”

Kurzes Wachwerden, das Hirn beginnt träge zu arbeiten, so eine Gelegenheit kann ich mir nicht entgehen lassen! Rückruf, drei Minuten später. Nochmal fünf Minuten darauf sitze ich im Auto, jage die eigentlich verbotene Straße von Lichtenhain ins Kirnitzschtal. (Selbstverständlich liegt für die Dreharbeiten eine entsprechende Genehmigung der Nationalparkverwaltung zur Befahrung von Forststraßen vor.)

Noch vor Sonnenaufgang balanciert Damian von den Flachsköpfen zur Brosinnadel. Im Hintergrund, überm Elbtal wabern die Nebelbänke …

Diese und weitere Geschichten aus dem Elbsandsteingebirge – Klettern am Teufelsturm, Sprung zum Kletterfelsen “Langer Israel” sowie ein Höhlenabenteuer – finden sich auf der DVD “Traumtouren durch die Sächsische Schweiz”, welche Mitte November erschienen ist. Mit dem Moderator des einstigen MDR-Bergsportmagazins “Biwak” Thorsten Kutschke war das Filmteam über mehrere Monate im Elbsandsteingebirge unterwegs. Neben den genannten Episoden erwarten den Betrachter faszinierende Landschaftsaufnahmen der Felsenwelt aus der südöstlichen Ecke Deutschlands.

(*) Um die Überschrift wirklich zu verstehen, muss man den Film mit Mikes Gang über die Leine gesehen haben.
 
Für 19,90 Euro kann die DVD bei der Edition Sächsische Zeitung bestellt werden. 

QuelleHelmut Schulze, Fotos: Helmut Schulze, Ralf Daubitz