Und damit nicht genug: Erstmals ging der Tagessieg beim Münchner Weltcup an einen deutschen Athleten. Kurzum, es war der Tag des Jan Hojer vom DAV Frankfurt/Main, denn er holte drei dieser vier Medaillen. Der verbliebene zweite Podiumsplatz in der Boulder-EM ging an Alex Megos vom DAV Erlangen.
Die Ausgangslage
Von den 282 zum Weltcup in München angemeldeten Athletinnen und Athleten, rückten nur 20 Frauen und 20 Männer ins heutige Halbfinale weiter. Parallel zum Halbfinale wurde auch die EM ausgetragen. Die besten Europäer des Halbfinales wurden automatisch auch Europameister. Da auch nicht-europäische Starter im Weltcup-Halbfinale boulderten, wurden zusätzlich noch weitere Sportler vom Kontinent zum EM-Finale zugelassen. Aus dem Halbfinale des Weltcups traten je sechs Männer und Frauen im Finale an.
Von den 32 deutschen Athletinnen und Athleten, die gestern in München in den Wettkampf einstiegen, erreichten fünf Herren das Halbfinale. Die 18-jährige Johanna Holfeld verpasste als beste Deutsche den Sprung in die nächste Runde nur knapp, rückte dafür in das Finale der EM nach und kämpfte um den Titel.
Ein packendes Halbfinale
Dadurch, dass die EM-Titel bereits im Halbfinale vergeben wurden, kam bereits am frühen Vormittag Finalstimmung auf: Bei den Herren dominierte der Favorit Jongwon Chon aus Korea: Er konnte alle vier Boulder in nur sechs Versuchen bezwingen. So viele Routen schaffte nur noch Kokoro Fujii aus Japan, allerdings brauchte er mehr Versuche.
Überhaupt zeigte das japanische Team eine beeindruckende Leistung: Von den sechs Finalplätzen gingen vier an die Japaner. Auf Platz fünf landete Jan Hojer mit drei getoppten Bouldern und einem Flash in der letzten Route. Lediglich einem Boulderproblem musste er sich geschlagen geben. Alex Megos verpasste mit dem 7. Platz knapp den Einzug ins Halbfinale.
Das Weltcup-Halbfinale der Damen ging leider ohne deutsche Beteiligung über die Bühne. Die Favoritinnen Janja Ganbret (SLO), Stasa Gejo (SRB), Akiyo Noguchi (JPN), Petra Klinger (SUI) und Shauna Coxsey (GBR) belegten die ersten fünf Plätze, gefolgt von Alex Puccio aus den USA.
Die EM-Wertung: Zwei Medaillen für Deutschland!
Aus den Platzierungen des Halbfinals ergaben sich die Gewinner der EM: Die beiden besten Europäer hießen in dieser Runde Jan Hojer und Alex Megos, sie gewannen Gold und Silber bei der EM – eine grandiose Leistung. Dritter wurde der Slowene Anze Peharc.
Die zusätzliche Wertung “EM Combined”, die an die besten Europäer in den Kletterdisziplinen Lead, Speed und Bouldern geht, konnte Jan Hojer ebenfalls für sich entscheiden, sodass bei der Siegerehrung gleich zwei Mal die Deutsche Hymne aus den Lautsprechern schallte.
Bei den Damen qualifizierte sich nur Johanna Holfeld vom Sächsichen Bergsteigerbund für die EM. Sie wurde 20. Besonders spannend machten das EM-Finale Stasa Gejo (SRB) und Janja Garnbret (SLO): Die beiden Top-Athletinnen konnten alle Boulder klettern und brauchten dafür gleich viele Versuche. Sie mussten deshalb in das “Superfinale”: Hier klettern die Gleichplatzierten abwechselnd an einem neu geschraubten Boulder, in diesem Fall, einer stark überhängenden Route mit einem weiten Dynamo am Einstieg.
Nach drei Runden konnte Janja Garnbret einen Zug weiter klettern – und gewann somit die Goldmedaille. Stasa Gejo belegte den zweiten Platz, vor der amtierenden Weltmeisterin Petra Klinger aus der Schweiz. Die Gesamtweltcupsiegerin Shauna Coxsey (GBR) wurde Vierte: Sie benötigte einen Versuch mehr als die Schweizerin.
Finale: Die Stunde des Jan Hojer
Die Damen hatten teilweise große Probleme mit den Routen. Selbst bei Superstar Shauna Coxsey (GBR) zeichnete sich ein ums andere Mal ein irritierter Blick auf das Gesicht. Nach einem schwachen Start der Britin landete sie dank einer tollen Aufholjagd mit zwei Bouldern in zwei Versuchen auf Platz zwei. Erste wurde die Slowenin Janja Garnbret, die als einzige drei der vier Boulder schaffte. Akiyo Noguchi wurde mit einem Top Dritte. Shauna Coxsey hatte bereits vor dem Event den Weltcupsieg in der Tasche.
Im Herren-Finale kämpften vier Japaner, Jongwon Chon aus Korea sowie Jan Hojer um den Sieg. Den ersten Boulder, eine diffizile Platte, konnten die Kontrahenten des Deutschen souverän meistern. Hojer brauchte insgesamt fünf Versuche, erst zwei Sekunden vor Ablauf der Zeit konnte er beide Hände an das Top bekommen – unter frenetischem Jubel der Fans sprang er zum Zielgriff.
Im zweiten Boulder, bei dem gleich zu Beginn ein weiter Dynamo abgefragt wurde, schaffte Jan Hojer die Sensation: Er flashte die Route, an der alle anderen Finalisten scheiterten. Auch den dritten Boulder konnte Jan Hojer sensationell aufs erste Mal klettern, dies schafften lediglich noch Tomoa Narasaki (JPN) sowie Jongwon Chon (KOR).
Nach drei von vier Bouldern lag Jan Hojer immer noch auf Platz eins. Dann kam die letzte Route: Mehrere Dreiecke führten in einem Überhang schräg nach oben. Angefeuert von gut 5000 Zuschauern konnte er auch den letzten Boulder im zweiten Versuch klettern – Platz eins für den Deutschen, der sich mit einer tiefen Verbeugung vor seinem Publikum verneigte! Den Gesamtweltcup sicherte sich Jongwon Chon aus Korea.
Ergebnisse Boulderweltcup 2017 München
Herren:
Jan Hojer (GER)
Tomoa Narasaki (JPN)
Taisei Ishimatsu (JPN)
Damen:
Janja Garnbret (SLO)
Shauna Coxsey (GBR)
Akiyo Noguchi (JPN)
Ergebnisse Europameisterschaft 2017
Herren:
Jan Hojer (GER)
Alex Megos (GER)
Anze Peharc (SLO)
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11. David Firnenburg (GER)
Damen:
Janja Garnbret (SLO)
Stasa Gejo (SRB)
Petra Klinger (SUI)
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20. Johanna Holfeld (GER)